In einem Zeichen zunehmender Frustration über Israels Vernichtungskrieg im Gazastreifen will sich nun auch das Nachbarland Ägypten der von Südafrika angestrengten Völkermord-Klage gegen Israel anschließen. Der Schritt erfolge „angesichts der zunehmenden Intensität“ und dem wachsenden Ausmaß der israelischen Angriffe in Gaza, teilte das Außenministerium in Kairo am Sonntag mit. Dazu gehörten Angriffe gegen Zivilisten und die Zerstörung von Infrastruktur in dem abgeriegelten Küstengebiet, was zur Vertreibung der Palästinenser und zu einer „beispiellosen humanitären Krise“ geführt habe, hieß es weiter.
Ende Dezember hatte Südafrika Israel vor dem Internationalen Gerichtshof wegen im Gaza-Krieg begangener Verstöße gegen die Völkermordkonvention verklagt. Das UN-Gericht verfügte in einem einstweiligen Entscheid, Israel müsse Schutzmaßnahmen ergreifen, um einen Völkermord zu verhindern.
Der Grenzübergang in Rafah, der als einziger Weg für Hilfslieferungen nach Gaza galt, ist geschlossen, seit Israel die palästinensische Seite des Rafah-Grenzübergangs zwischen Gaza und Ägypten militärisch besetzt hat. Der staatsnahe ägyptische Fernsehsender Al-Kahira News berichtete unter Berufung auf hochrangige Regierungsquellen, dass Ägypten sich weigere, die Einfuhr von Hilfsgütern mit Israel zu koordinieren. Grund sei die „nicht hinnehmbare israelische Eskalation“.
Israels Vernichtungskrieg in Gaza
Israel hatte nach dem Vergeltungsschlag der palästinensischen Widerstandsorganisation Hamas am 7. Oktober einen Vernichtungskrieg in Gaza gestartet. Erklärtes Ziel ist die Zerschlagung der Hamas, doch es wurden bisher Zehntausende Zivilisten getötet.
Humanitäre Hilfslieferungen werden von Israel seitdem behindert. Fast zwei Millionen Menschen wurden gezwungen, in den Süden zu flüchten. Doch auch dort sind sie israelischen Angriffen ausgesetzt. Zudem herrscht eine akute Hunger-Krise, die Hungertote fordert.
Nach palästinensischen Angaben wurden bei israelischen Angriffen auf Gaza mindestens 34.904 Menschen getötet und 78.514 weitere verletzt – die meisten davon Frauen und Kinder. Die Zahl könnte weit höher sein, da noch viele Tote unter den Trümmern liegen und nicht geborgen werden können.