Archivbild: Sprecher des US-Außenministeriums Ned Price bei einer Rede. / Photo: DPA (dpa)
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Die USA haben die israelische Forderung nach „Ausradierung“ der palästinensischen Kleinstadt Huwara im Westjordanland scharf kritisiert. „Diese Bemerkungen waren unverantwortlich. Sie waren abscheulich, sie waren ekelhaft“, sagte der Sprecher des US-Außenministeriums, Ned Price, am Mittwoch (Ortszeit) in Washington. So wie die USA die palästinensische Aufstachelung zur Gewalt verurteilten, „verurteilen wir auch diese provokativen Äußerungen, die ebenfalls zu einer Aufstachelung zur Gewalt hinauslaufen“, fügte er hinzu.

„Wir fordern Premierminister (Benjamin) Netanjahu und andere hochrangige israelische Politiker auf, diese Äußerungen öffentlich und eindeutig zurückzuweisen und sich davon zu distanzieren“, sagte Price. Es sei jetzt wichtiger denn je, dass Israelis und Palästinenser wieder zusammenarbeiteten, um diese Spannungen zu deeskalieren und die Ruhe wiederherzustellen, die sowohl Israelis als auch Palästinenser verdient hätten.

Der israelische Finanzminister Bezalel Smotrich, der auch für den Siedlungsausbau im Westjordanland zuständig ist, hatte zuvor bei einer Konferenz der Wirtschaftszeitung „TheMarker“ gesagt: „Ich denke, das Dorf Huwara muss ausradiert werden. Ich denke, der Staat Israel muss dies tun - um Gottes Willen keine Privatleute.“ Ein Abgeordneter der rechtsextremen Koalitionspartei Ozma Jehudit hatte die Ausschreitungen in Huwara ausdrücklich begrüßt.

Hunderte Palästinenser bei Angriffen israelischer Siedler verletzt

Am Sonntag hatte ein mutmaßlich palästinensischer Täter in der Ortschaft südlich von Nablus zwei Israelis erschossen. Danach kam es zu gewaltsamen Angriffen israelischer Siedler auf Palästinenser in der Region, von denen Hunderte verletzt wurden. Dutzende palästinensische Häuser, Läden und Autos wurden außerdem in Brand gesetzt. Virale Aufnahmen im Netz zeigen pogromhafte Ausschreitungen.

Nach Schätzungen des Zentralen Palästinensischen Statistikbüros leben in Huwara rund 7400 Palästinenser. Durch die Kleinstadt führt eine zentrale Verbindungsstraße, die auch von vielen israelischen Siedlern im nördlichen Westjordanland täglich genutzt wird.

Seit Beginn des Jahres wurden 63 Palästinenser getötet - die meisten durch Schüsse israelischer Soldaten. Bei einigen Opfern handelt es sich um Kinder. Im gleichen Zeitraum kamen 13 Israelis und eine Ukrainerin bei Vergeltungsanschlägen ums Leben.

Israel hatte 1967 das Westjordanland und Ost-Jerusalem besetzt. Nach völkerrechtswidrigen Umsiedlungsplänen leben heute dort mehr als 600.000 israelische Siedler.

dpa