Geldhäuser im Euroraum müssen aus Sicht von EZB-Chefbankenaufseherin Claudia Buch angesichts neuer Gefahren ihr Risikomanagement aufbessern. Viele der Risiken, wie Cyber-Risiken, Klima- und Umweltrisiken sowie geopolitische Risiken seien erst in jüngerer Zeit aufgetaucht, erklärte Buch im Jahresbericht zur Bankenaufsicht, den die Europäische Zentralbank (EZB) am Donnerstag veröffentlichte. „Daher ist es von entscheidender Bedeutung, dass die Banken ihre Risikomanagement-Praktiken an das neue Umfeld anpassen,“ führte sie aus. Die EZB überwacht die Großbanken in der 20-Länder-Gemeinschaft, darunter in Deutschland die Deutsche Bank und die Commerzbank. Aktuell sind das 113 Institute.
„Wir kommen aus einer Phase extrem niedriger Zinssätze,“ so Buch. Dieses Umfeld habe Banken möglicherweise veranlasst, mehr Risiken einzugehen, um ihre Gewinne zu stützen. Trotz der jüngsten Konjunkturschocks seien Insolvenzen und Zahlungsausfälle bislang auf einem sehr niedrigen Niveau geblieben - wie auch die Risikovorsorge der Banken für Kreditverluste. Die vergangenen Daten zu den Kreditausfällen spiegelten jedoch nicht wirklich die bevorstehenden Risiken für die Qualität der Vermögenswerte wider, warnte sie.
Buch, die seit Jahresbeginn die EZB-Bankenaufsicht leitet, wies darauf hin, dass sich der Wettbewerb für Finanzinstitute verändere. Schattenbanken hätten ihren Marktanteil erhöht, zudem seien neue Fintechunternehmen eine Herausforderung für bestehende Geschäftsmodelle. Zu den Schattenbanken zählen etwa spezielle Geldmarktfonds, Hedgefonds und andere Finanzfirmen, die abseits der klassischen Bankenbranche im Geschäft mit Finanzierungen und Krediten unterwegs sind.
In der Eurozone hat sich dieser Sektor seit der globalen Finanzkrise nach Angaben der EZB vom Oktober von 15 Billionen Euro auf 31 Billionen Euro mehr als verdoppelt. Die Euro-Notenbank macht sich schon seit längerem dafür stark, dass diese noch wenig regulierten Finanzfirmen stärker überwacht werden.