Die französische Regierung unter Premierminister Jean Castex hat ihren Rücktritt eingereicht. Das teilte der Élyséepalast am Montag mit. Damit kann der wiedergewählte Präsident Emmanuel Macron ein neues Kabinett ernennen. Der Schritt gilt in Frankreich als Formalie nach einer Präsidentschaftswahl. Er kommt gut drei Wochen nach der Abstimmung jedoch überraschend spät. Macron nahm den Rücktritt der Mitteilung zufolge an.
Macron, der sich knapper als von seinem Lager gewünscht gegen die rechtsextreme EU-Kritikerin Marine Le Pen durchgesetzt hatte, muss nun einen neuen Premierminister ernennen. Mit Spannung wird auch erwartet, aus welchem politischen Lager der oder die Neue kommen wird. Berichten zufolge soll noch am Montag der Amtswechsel von Castex zu seinem Nachfolger erfolgen.
Macron könnte zahlreiche Kabinettsmitglieder auswechseln
Zuletzt gab es immer wieder Spekulationen, der 44-jährige Staatschef halte für den wichtigen Posten nach einer Frau Ausschau. Im Gespräch ist die 61 Jahre alte Arbeitsministerin Elisabeth Borne. Die erste und bislang einzige Premierministerin war Edith Cresson, die 1991 für ein knappes Jahr ins Amt kam. Es wird damit gerechnet, dass Macron auch zahlreiche Kabinettsmitglieder auswechselt.
Macrons Wahlergebnis war auch ein Hinweis für den bröckelnden Rückhalt, den der Staatschef in der Bevölkerung genießt. Viele im Land sind von seiner Politik enttäuscht oder frustriert. Weil schon in einem Monat mit den Parlamentswahlen die nächste Hürde für Macron ansteht, ist es für den Liberalen wichtig, mit einer neuen Regierung unter dem neuen Premier sowohl linke als auch konservative Wählerinnen und Wähler anzusprechen.
16 Mai 2022
Agenturen
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