Der Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Schweden, Aron Verständig, hat am Dienstag zu einem entschiedenen Vorgehen gegen die Neonazi-Bewegung „Nordische Widerstandsbewegung“ (NMR) aufgerufen.
Anhänger der NMR hatten am Montag am Jom Kippur, dem heiligsten Tag des Judentums, in mehreren Synagogen antisemitische Plakate und Aufkleber verteilt. Die antisemitischen Kampagnen waren zeitgleich in Schweden, Dänemark, Norwegen und Island durchgeführt worden. Verständig sagte, er habe noch nie zuvor eine solch koordinierte Aktion gesehen.
Webseiten der Neonazi-Bewegung berichteten über Aktionen der Gruppe in fast 20 verschiedenen Städten. Aufnahmen zeigen Mitglieder, die vor Synagogen und an öffentlichen Plätzen antisemitische Plakate aufhängen sowie Flugblätter verteilen. Diese richteten sich unter anderem gegen das koschere Schlachten oder die rituelle Beschneidung.
Die Bewegung hatte zuvor mitgeteilt, dass man am Jom Kippur-Feiertag „die nordische Bevölkerung auf fremde Bräuche und zionistische Herrschaftspläne in der gesamten nordischen Region aufmerksam machen“ wolle.
„Dem Beispiel Finnlands folgen“
Auch in Finnland steht das Thema auf der Tagesordnung. Der Oberste Gerichtshof sprach zuletzt ein Verbot gegen die „Nordische Widerstandsbewegung“ aus. Das Gericht stellte fest, dass die Ziele der Organisation gegen die freiheitliche und demokratische Grundordnung verstießen.
Der Präsident des Jüdischen Weltkongresses, Ronald Lauder, forderte ein entsprechendes Verbot auch in Schweden. Er rief die schwedische Regierungen auf, „dem Beispiel Finnlands zu folgen“ und die Bewegung zu verbieten.
Auch die deutschen Behörden verfolgen die Entwicklung in den skandinavischen Ländern. Deutsche Neonazis pflegen seit Jahren enge Kontakte mit nordischen Neonazis und nehmen an ihren Veranstaltungen und Märschen teil. Deutsche Rechtsrockbands geben dort regelmäßig Konzerte. Die Verbindung tauchen auch immer wieder bei den Ermittlungen zur Terrorgruppe NSU auf.
Die NMR wird wegen Gewaltbereitschaft ihrer Mitglieder, Waffentrainings, Anschlägen und Anschlagsversuchen gegen Muslime, Juden und andere Minderheiten als rechtsterroristisch eingestuft. Als die NRM sich ab 2015 mehr der Kommunalpolitik zuwandte, kam es zu internen Spaltungen. Der radikalere Flügel des aufgelösten NRM ist nun als „Nordisk Styrka“ („Nordische Stärke“) aktiv.