Inmitten des Ukraine-Krieges und großer internationaler Spannungen hat Russland mit einem Raketentest für Aufsehen gesorgt. Der russische Präsident Wladimir Putin ließ am Mittwoch eine neue ballistische Interkontinentalrakete vom Typ Sarmat (NATO-Codename: SS-X-30 Satan 2) testen und nutzte den Raketenstart für drohende Worte gegen Gegner Moskaus. Das Verteidigungsministerium in Washington betonte, Russland habe die USA vorab über den Test informiert. Diese Starts seien Routine. Pentagon-Kreise beklagten sich jedoch über Putins Rhetorik.
Reichweite soll bis zu 18.000 Kilometern betragen
Das russische Verteidigungsministerium teilte mit, die Rakete sei am Mittwochnachmittag vom Kosmodrom Plessezk im Gebiet Archangelsk abgeschossen worden. Die für den Test genutzten, nicht atomaren Sprengköpfe schlugen demnach auf dem Gelände Kura auf der fernöstlichen Halbinsel Kamtschatka ein. Die mit Atomsprengköpfen bestückbare Rakete stärke massiv das nukleare Potenzial Russlands, erklärte das Verteidigungsministerium in Moskau weiter. Keine Rakete auf der Welt könne Ziele in einer solchen Entfernung erreichen wie diese. Die Sarmat hat eine Reichweite von 18.000 Kilometern. Damit kann Russland sowohl über den Nord- als auch über den Südpol angreifen und Ziele weltweit erreichen.
Putin sagte, dass es noch auf lange Zeit nichts geben werde auf der Welt, was der Rakete ebenbürtig sei. Das Waffensystem habe „beste taktisch-technische Eigenschaften und ist in der Lage, alle modernen Mittel der Raketenabwehr zu überwinden“, sagte der Kremlchef. „Das ist eine wirklich einzigartige Waffe, die das Kampfpotenzial unserer Streitkräfte stärken wird und verlässlich die Sicherheit Russlands schützt vor äußeren Bedrohungen.“ Die Waffe zwinge „jene zum Nachdenken, die im Feuereifer einer abgebrühten, aggressiven Rhetorik versuchen, unser Land zu bedrohen“.
Die Sarmat soll die alten, schweren Wojewoda-Atomraketen künftig ablösen. Putin machte deutlich, dass die Waffen unabhängig von den internationalen Sanktionen gegen Russland in Serie gehen könnten. Russland habe alles, was es brauche. Das Verteidigungsministerium in Moskau kündigte an, die Truppen nun an dem neuen System auszubilden.
USA betont gelassen
Die USA reagierten betont gelassen auf die Machtdemonstration Moskaus. Pentagon-Sprecher John Kirby sagte in Washington, Russland habe die Vereinigten Staaten im Rahmen seiner Verpflichtungen aus dem atomaren Abrüstungsvertrag New Start „ordnungsgemäß davon in Kenntnis gesetzt, dass es einen ICBM-Test plant“. Die Abkürzung ICBM steht für Interkontinentalrakete. „Solche Tests sind Routine, und sie waren keine Überraschung“, betonte er. Der Test werde nicht als Bedrohung für die Vereinigten Staaten oder ihre Verbündeten angesehen.
Ein hochrangiger Beamter des US-Verteidigungsministeriums beklagte jedoch, Putins Rhetorik sei nicht hilfreich. In der aktuellen Lage sei dies „sicherlich nicht das, was wir von einer verantwortungsvollen Atommacht erwarten würden“.
Mit dem Beginn des Krieges in der Ukraine vor acht Wochen hatte Russland seine Atomwaffen in verstärkte Alarmbereitschaft versetzen lassen. Dies wurde als Drohung mit dem Atomwaffenarsenal des Landes aufgefasst.
USA wollen sich als „verantwortungsvolle Atommacht“ präsentieren
Wenige Tage später hatten die USA damals als Zeichen der Deeskalation im Konflikt mit Russland den geplanten Test einer ballistischen Interkontinentalrakete vom Typ Minuteman III demonstrativ verschoben. In der Erklärung des Pentagon dazu hieß es Anfang März, so wolle man zeigen, dass die USA nicht die Absicht hätten, sich an Aktionen zu beteiligen, „die missverstanden oder falsch interpretiert“ werden könnten. Die USA seien eine verantwortungsvolle Atommacht.
Auch die Vereinigten Staaten testen regelmäßig Zielgenauigkeit und Zuverlässigkeit ihrer Interkontinentalwaffen. Langstreckenraketen des Typs Minuteman können ebenfalls mit Atomsprengköpfen bestückt werden.
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