Der israelische Ministerpräsident Naftali Bennett hat die Normalisierungsbemühungen des Staatspräsidenten Isaac Herzog in Bezug auf die Türkei begrüßt. Präsident Herzog spiele eine wichtige Rolle bei den diplomatischen Kontakten mit Ankara, sagte Ministerpräsident Bennett in einer Presseerklärung am Montag.
„Meiner Meinung nach leistet der Präsident Außergewöhnliches“, sagte Bennett. „Er ist ein herausragender diplomatischer Wert bei der Lösung von Problemen.“ Israel werde mit der Türkei sehr vorsichtig vorgehen. „Immerhin ist sie kein großer Freund des Iran. Wir sollten uns also nicht einer Naivität hingeben, die uns daran hindert, zu agieren und Allianzen zu bilden", fügte der israelische Ministerpräsident hinzu.
Anfang Februar kündigte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan einen bevorstehenden Besuch des israelischen Präsidenten in der Türkei für Mitte März an.
Neue israelische Regierung zeigt konstruktiven Ansatz
Auf eine Frage zum jüngsten Tauwetter in den türkisch-israelischen Beziehungen antwortete der türkische Präsidentensprecher İbrahim Kalın am Montag, dass mit dem Ende der 15-jährigen Regierungszeit des ehemaligen israelischen Premierministers Benjamin Netanjahu eine neue Ära in den bilateralen Beziehungen begonnen habe.
„Wir sehen, dass die neue israelische Regierung, die verschiedene Fraktionen, einschließlich solche der Palästinenser, vereint, einen konstruktiven Ansatz gegenüber der Türkei zeigt“, sagte Kalın und fügte hinzu, dass Herzogs Besuch in der Türkei positive Auswirkungen auf die türkisch-israelischen Beziehungen und die Palästinenser insgesamt haben werde.
Türkei kann mit Israel in allen Bereichen zusammenarbeiten
In den letzten Monaten hatten die beiden Länder an einer Annäherung gearbeitet. Im Januar erklärte Präsident Erdoğan, dass dieser Besuch ein neues Kapitel in den Beziehungen zwischen der Türkei und Israel aufschlagen könnte. Die Türkei sei bereit, „in allen Bereichen, einschließlich Erdgas, Schritte in Israels Richtung zu unternehmen.“
Die Beziehungen zwischen der Türkei und Israel hatten 2010 einen Tiefpunkt erreicht, nachdem die israelische Marine ein türkisches Hilfsschiff, die „Mavi Marmara“, festgesetzt hatte. Das Schiff befand sich auf dem Weg, humanitäre Hilfe in den blockierten Gazastreifen zu liefern. Bei der Erstürmung wurden zehn Aktivisten getötet.
Entschuldigung Netanjahus leitete Normalisierung ein
Das Ereignis löste eine beispiellose Krise in den türkisch-israelischen Beziehungen aus. Beide Länder riefen nach diesem Vorfall sogar ihre diplomatischen Gesandten zurück.
Als sich der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu 2013 bei der Türkei entschuldigte und den Angehörigen der Opfer der „Mavi Marmara“ eine Entschädigung in Millionenhöhe zusicherte, begannen sich die türkisch-israelischen Beziehungen allmählich zu normalisieren.
Im Dezember 2016 ernannten beide Länder im Rahmen des Versöhnungsabkommens erneut Botschafter und bekräftigten mehrfach die Notwendigkeit, die bilateralen Beziehungen weiter zu verbessern.
Türkische Beamte kritisieren jedoch weiterhin Israels Politik gegenüber den Palästinensern, einschließlich der Siedlungspolitik im Westjordanland und in Jerusalem. Außerdem sei die humanitäre Lage im Gazastreifen weiterhin prekär.
Handel erreicht historisches Hoch
Besonders dynamisch entwickelte sich hingegen der bilaterale Handel. Das Handelsvolumen stieg sukzessive in den Jahren von 2010 bis 2021 von 3,4 Milliarden US-Dollar auf 8,1 Milliarden US-Dollar – und erreichte damit einen Rekord.
Im vergangenen Jahr wurden türkische Produkte im Wert von rund 6,1 Milliarden US-Dollar nach Israel verkauft, während in der Gegenrichtung Güter und Dienstleistungen im Wert von 1,9 Milliarden US-Dollar aus Israel bezogen wurden.