17.05.2024, Neukaledonien, Noumea: Französische Soldaten des 8. Marine-Infanterieregiments (8e RIMa) am Flughafen Magenta in Neukaledoniens Hauptstadt / Photo: DPA (dpa)
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Einige Gebiete im von Unruhen erschütterten französischen Überseegebiet Neukaledonien sind nach Angaben des Hochkommissar für die französischen Gebiete im Pazifik nicht mehr unter staatlicher Kontrolle. Es werde Verstärkung eintreffen, um die Kontrolle über die Gebiete zurückzuerlangen, in denen die Kontrolle in den vergangenen Tagen entglitten und nicht mehr gewährleistet sei, sagte Louis Le Franc am Freitag vor Reportern.

Der französische Premierminister Gabriel Attal kündigte die Entsendung von 1000 zusätzlichen Einsatzkräften an, um die Proteste der Indigenen zu unterdrücken. Unter anderem trafen Berichten zufolge bereits Mitglieder der französischen Eingreiftruppe der Nationalgendarmerie (GIGN) aus Polynesien ein.

Paris hat für zunächst zwölf Tage den Ausnahmezustand ausgerufen. Er ermöglicht unter anderem Demonstrationsverbote, die Sperrung öffentlicher Plätze und Internetseiten sowie erweiterte Befugnisse für Polizei und Justiz. Dennoch kam es örtlichen Medienberichten zufolge auch am Freitag speziell in Teilen der Hauptstadt Nouméa weiter zu Zwischenfällen. So gingen noch immer Geschäfte in Flammen auf.

Bei den Krawallen, die am Montag begonnen hatten, sind bislang fünf Menschen ums Leben gekommen, darunter zwei Polizisten. Hunderte Menschen wurden verletzt. In einigen Bezirken von Nouméa sei die Lage weiter schwierig, sagte Hochkommissar Le Franc. Dort warteten Hunderte von Demonstranten auf Scharmützel mit der französischen Polizei.

Die Proteste der Unabhängigkeitsbefürworter auf der 1500 Kilometer östlich von Australien gelegenen Inselgruppe richten sich gegen eine von der Regierung in Paris geplante Verfassungsreform. Diese soll Tausenden von Französischstämmigen das Wahlrecht und damit mehr politischen Einfluss geben. Doch vor allem die Bevölkerungsgruppe der Kanaken - die Ureinwohner Neukaledoniens - hofft seit langem auf einen eigenen Staat. Der Nationalrat der Kanaken warf Paris vor, die umstrittene Reform ohne Rücksicht auf den Widerstand der großen Mehrheit der Ureinwohner voranzutreiben.

Die Befürworter einer Unabhängigkeit vom ehemaligen Kolonialherren Frankreich befürchten, dass damit der Einfluss der ursprünglichen Bevölkerung schwinden könnte. In dem Überseegebiet leben rund 300.000 Menschen.

TRT Deutsch und Agenturen