Hunderte Kinder im Nordosten Syriens werden in Gefängnissen festgehalten, die von der Terrorgruppe YPG/PKK kontrolliert werden. Dies macht der Nahost-Regionaldirektor des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK), Fabrizio Carboni, deutlich und warnt vor menschenrechtswidrigen Bedingungen in den Einrichtungen.
Al Hol „jedes Mal eine besonders erschütternde Erfahrung“
„Das vergangene Jahrzehnt war für die Syrer ein Jahr des grausamen Verlustes. Und innerhalb dieser immensen Tragödie vertieft sich im Nordosten eine der komplexesten Kinderschutzkrisen unserer Zeit“, sagte Carboni in einer Erklärung am Mittwoch.
Die Lage sei ernst.
Zehntausende von Kindern seien in Lagern gestrandet und Hunderte von Kindern – meist Jungen, einige erst 12 Jahre alt – würden in Gefängnissen für Erwachsene in der Region festgehalten werden. Als Teil seiner Mission im IKRK habe er viele Konfliktzonen auf der ganzen Welt besucht – der Besuch des Lagers in der syrischen Stadt Al Hol sei jedoch jedes Mal eine besonders erschütternde Erfahrung für ihn gewesen, sagte Carboni.
Zuletzt sei er im März in Al Hol gewesen. Er habe eine schlimmere Situation als je zuvor vorgefunden.
In einem Zustand ständiger Angst und Misstrauens
„Vor allem Jungen leben in einem Zustand der ständigen Angst und des Misstrauens. Sobald sie ein bestimmtes Alter erreichen, werden viele von ihren Familien getrennt und in Haftanstalten für Erwachsene gebracht, die kein Ort für Kinder sind“, fügte er hinzu. Die Bedingungen im Lager seien dabei für Erwachsene ebenso hart und gefährlich.
Carboni forderte die Verantwortlichen dazu auf, inhaftierte Kinder entweder mit ihren Familien in den Lagern wieder zu vereinen oder alternative Betreuungsregelungen für sie zu finden. Schwerkranke Menschen sollten bei der Rückführung Vorrang erhalten, fügte er hinzu.
Die Stadt Al Hol befindet sich seit dem syrischen Bürgerkrieg unter der Kontrolle der Terrorgruppe YPG/PKK.
In Al Hol sind rund 60.000 Menschen aus mehr als 60 Ländern untergebracht, die meisten von ihnen stammen aus dem Irak und Syrien. 90 Prozent von ihnen sind Frauen und Kinder.