Die Freiheitliche Partei Österreichs (FPÖ) ist 1956 zum großen Teil von ehemaligen Nationalsozialisten und Kriegsveteranen gegründet worden und vertrat zunächst eine deutschnationale, aber auch marktliberale und antiklerikale Tradition. Diese Positionen richteten sich gegen das in Österreich dominante katholische Bürgertum, vertreten durch die Österreichische Volkspartei (ÖVP), und das sozialistisch geprägte Milieu der Arbeiterschaft, repräsentiert durch die Sozialdemokratische Partei Österreichs (SPÖ). Der deutschnationale Charakter der FPÖ isolierte die Partei und verhinderte eine effektive organisatorische Anbindung an gesellschaftlich und staatlich relevante Institutionen wie Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände.
Der Rechtsruck der FPÖ ging Hand in Hand mit Veränderungen in der Parteiführung - im Stil der Partei, der sich modernisierte, sowie im politischen Diskurs, der radikaler und angriffiger wurde. Der Aufstieg Jörg Haiders an die Macht in der FPÖ zwang viele Vertreter des liberalen Flügels und die politischen Gemäßigten, sich zu „bekehren" oder die Partei zu verlassen. Allerdings wandte sich Haider auch gegen die alten Deutschnationalen, um die Partei eher als eine an österreichischen Traditionen orientierte austro-patriotische Partei auszurichten, die zunehmend abendländisch-christliche Werte sowie katholische Traditionen zu verteidigen vorgab – eine bemerkenswerte Veränderung für eine ehemals antikatholische Partei. Die Umwandlung der FPÖ in eine strenge „Führerpartei“ war besonders augenfällig, da die Freiheitlichen zuvor stets relativ wenig geeint aufgetreten waren. Der Austritt zahlreicher FPÖ-Funktionäre aus dem liberalen und rechtsnationalistischen Lager festigte Haiders Einfluss auf die Partei.
Als die FPÖ bei den Wahlen 1999 mit 27 Prozent der Stimmen zweitstärkste Partei wurde und infolge als eine der ersten rechtspopulistischen Parteien weltweit in eine nationale Regierung gelangte - in diesem Fall in Koalition mit der ÖVP - waren die Freiheitlichen am Gipfel der Macht angekommen. Allerdings stieß die Regierungsbeteiligung der Haider-Partei international auf massive Kritik, wobei Österreichs EU-Partner sogar bilaterale Sanktionen gegen die neue Regierung in Wien verhängten. Erst nach einem langwierigen Verfahren wurden diese wieder gelockert. Die Regierungsbeteiligung erforderte eine deutlich moderatere Positionierung der Freiheitlichen und vor allem die Akzeptanz der österreichischen EU-Mitgliedschaft. In jener Situation trat Haider, der beinahe zeitgleich zum Landeshauptmann von Kärnten gewählt worden war, als Parteichef zurück - hoffte jedoch die FPÖ aus der Ferne lenken zu können.
Die FPÖ erlebte ein Comeback nach den Turbulenzen Mitte der 2000er Jahre. Thematisch hatte sich die FPÖ in den späten 1980er Jahren auf den Bereich öffentliche Korruption, Machtmissbrauch und die Vormachtstellung der Großparteien SPÖ und ÖVP konzentriert. Aber in den 2000er Jahren setzte sie konsequent auf die Themen Zuwanderung, Ausländer, Islam und EU-Kritik, die mit radikalen und provokanten Botschaften breit angesprochen wurden. Mithilfe von sozialen Medien erreichte die FPÖ besonders effektiv junge Menschen.
Heinz-Christian Strache übernahm die Führung der FPÖ und positionierte sie als weit rechtsstehende populistische Protestpartei. Infolge gelangen der FPÖ Umfrage- und Wahlerfolge, die es Strache erlaubten, an die Erfolge Haiders anzuschließen - und mit der ÖVP neuerlich eine gemeinsame Regierung zu bilden. Während es 2000 noch die FPÖ war, die sich stark zur Mitte hin öffnen musste, um von der ÖVP akzeptiert zu werden - so war es nun die Volkspartei unter ihrem neuen Parteichef Sebastian Kurz, die ihrerseits gerade in der Ausländer- und Flüchtlingsfrage weit nach rechts gedriftet war.
Als 2017 die neue ÖVP-FPÖ Regierung ihre Arbeit aufnahm, wirkten die Freiheitlichen deutlich besser vorbereitet als 2000. Dennoch endete die Koalition wieder vorzeitig: Im Mai 2019, nach der Veröffentlichung des sogenannten Ibiza-Videos, musste Strache von seinen Ämtern als Vizekanzler und Parteivorsitzender zurücktreten. Hierbei handelte es sich um den Mitschnitt eines geheim gefilmten Treffens zwischen Strache und einer vermeintlichen russischen Oligarchin, die Strache und einen anderen FPÖ-Funktionär in stark kompromittierenden Situationen zeigten. Die ÖVP beendete daraufhin die Koalition und triumphierte - neuerlich - von einer vorgezogenen Wahl. In der Folge kam es zur Herausbildung einer Doppelsitze in der FPÖ. Formal wurde der Sympathieträger Norbert Hofer neuer Parteichef, der insgesamt eher für einen moderateren Kurs und eine neuerliche Koalition mit der ÖVP eintritt. Demgegenüber steht Herbert Kickl, der lange als der wichtigste politische Stratege im Schatten Straches fungierte, und von 2017 bis 2019 als Innenminister durch diverse Skandale und radikale Aussagen Kontroversenauslöste.Seine Ablöse war eine der Hauptforderungen der ÖVP für eine Fortsetzung der Koalition mit der FPÖ. Kickl ist heute Fraktionsführer der Partei im Parlament und steht für einen wesentlich schärferen rechtpopulistischen Kurs.
Die FPÖ gehört sicherlich zu den erfolgreichsten populistischen rechtsradikalen Parteien in Europa. Nach der Krisenphase um 2005 gelang es Strache, die Partei als dominierende rechte Kraft in Österreich wieder zu etablieren. Die Partei profitierte von der großen Koalition zwischen SPÖ und ÖVP (2006-2017), der latenten EU-Skepsis der Österreicher und den Sorgen vor Zuwanderung und Internationalisierung. Die globale Finanzkrise, die Eurokrise und schließlich die sogenannte Flüchtlingskrise (2015-2016) begünstigten die FPÖ zusätzlich. Themen wie Islam, kulturelle Fremdartigkeit, Kriminalität oder auch der politische Einfluss der Türkei wurden werbewirksam eingesetzt und letztlich offen oder verdeckt auch von Konservativen und Sozialdemokraten übernommen. Während letztere nur auf regionaler Ebene mit der FPÖ kooperierten, hatte die ÖVP stets weniger Bedenken. Insgesamt halfen Volkspartei und Sozialdemokraten die FPÖ und ihre Politik zu legitimieren. Im Jahr 2016 erreichte diese ihren bisher größten Erfolg, als bei den Bundespräsidentenwahlen ihr Kandidat Norbert Hofer mit 47 Prozent dem Grünen Mitbewerber Alexander Van der Bellen nur knapp unterlag.
Die FPÖ erwies sich bei jungen Wählern, jenen mit eher niedrigem Bildungsniveau und insbesondere bei Arbeitern, besonders erfolgreich. So gelang es ihr, eine breit gefächerte Gewinnformel zu entwickeln, die Wohlfahrtschauvinismus, Identitätspolitik, Euroskeptizismus und Aspekte des österreichischen Traditionalismus kombiniert, um große Teile der sozialdemokratischen und konservativen Wählerschaft zu erreichen.
Mit der Umwandlung der FPÖ schuf Haider eine der ersten rechtsradikal-populistischen Parteien innerhalb der EU. Ihre Hauptmerkmale, wie die vieler ähnlicher Parteien, die seitdem in ganz Europa entstanden sind, waren Nativismus und Fremdenfeindlichkeit, gepaart mit Behauptungen, dass einem homogenen und anständigen Volk eine korrupte Elite gegenüberstehe, die die Interessen der Bürger verkaufe und verrate. Ideologisch gesehen war die Partei wählerorientiert und damit undogmatisch und flexibel, während sie sich vielfältig unkonventioneller, stilistischer und rhetorischer Formen des Umgangs mit den Wählern bediente. Die Regierungsbeteiligung der Partei, zweimal mit der konservativen ÖVP, endete ebenso oft in einer Katastrophe: In den Jahren 2002 bis 2005 litt die Partei unter internen Kämpfen, 2019 wurde sie mit den Folgen eines Skandals um ihren langjährigen Vorsitzenden konfrontiert.