Es war ein Tag wie jeder andere auch: arbeiten und schließlich Feierabend…
Dachte ich…
Am frühen Abend hörte ich am Himmel von Ankara Kampfflugzeuge. Dann Nachrichten über Panzer, die die Bosporus-Brücke in Istanbul absperren. Bestand etwa die Gefahr eines Terroranschlags? Einen Tag zuvor hatte sich in Nizza ein Anschlag ereignet. Dann kam eine Nachricht nach der anderen. Meldungen, die uns aus unserer heilen Welt rissen…
Die staatliche Rundfunk- und Fernsehanstalt TRT war von Soldaten gestürmt worden. Von Soldaten, die eigentlich dem Gemeinwohl dienen sollten. Von Soldaten, die sich eigentlich zur Gewährleistung des Schutzes und der Sicherheit des eigenen Volkes verpflichtet hatten…
Ich begab mich sofort zur AK-Partei-Zentrale in Ankara. Es war unbegreiflich für mich: Die Türkei, ein Land, das in den letzten Jahren enorme Fortschritte erzielt hatte, wird nun von den eigenen Soldaten bedroht? Wo war unser Präsident Recep Tayyip Erdoğan? Welches Ausmaß hatte dieser Angriff? Wer war der Drahtzieher?
In den Nachrichten erfuhren wir, dass eine in die türkischen Streitkräfte infiltrierte Gruppe der Fetullahistischen Terrororganisation (FETÖ) die Befehlskette durchbrochen und einen Putschversuch gestartet hatte.
Dann schließlich gegen Mitternacht die Gewissheit: Erdoğan schaltete sich über sein Handy in Ton und Bild in eine Livesendung zu. Er rief das ganze Volk dazu auf, sich den Putschisten zu widersetzen.
„Ich habe nie geglaubt, dass es eine höhere Macht gibt als das Volk."
Diese Worte erfüllten uns mit Tatendrang. Ein Volk, das nicht verlieren wollte, was es leidvoll erreicht hatte:nämlich die Demokratie und Freiheit des Landes. In der ganzen Türkei der gleiche Reflex: Menschen jeden Alters strömten auf die Straße.
Als eine Frau, die in ihrer Jugend den Militärputsch in der Türkei 1980 miterlebt hat, überkamen mich Emotionen, denen ich keinen Einhalt gebieten wollte. Über einen Lautsprecher wandte ich mich vor meiner Parteizentrale an die Menschenmenge: „Wir werden nicht aufgeben, was wir uns so mühselig aufgebaut haben. Es ist unser Land und unsere Demokratie - wir bleiben alle hier. Wenn es sein muss, sterben wir hier zusammen. Wir werden es niemals zulassen, dass dieser Putsch erfolgreich durchgeführt wird. Wir sind ein demokratisches Land. Wir stehen für Freiheit. Wir sind die ,Neue Türkei´ - ganz egal welcher Ethnie wir angehören, welchen Glauben wir haben oder welche Lebensweise wir führen.“
Kurze Zeit nach dem Morgengebet erfuhren wir aus den Medien, dass in vielen Orten wehrlose Zivilisten von Panzern überrollt und unter Beschuss genommen wurden. In jener Nacht wurde auch das Parlament, in dem sich die Abgeordneten aufhielten, mit gekaperten Kampfjets bombardiert. In Marmaris wurde das Hotel, in dem sich unser Präsident aufhielt, von Putschisten gestürmt. Beim Schusswechsel kamen einige seiner Leibwächter ums Leben.
Die schreckliche und traurige Bilanz des Putschversuches: 251 Todesopfer und tausende Verletzte.
Sowohl die Oppositionsparteien CHP, MHP, HDP als auch Nichtregierungsorganisation und Medienanstalten standen geschlossen hinter der demokratisch gewählten Regierung und wandten sich gegen die FETÖ-Putschisten.
Trotz der mittlerweile unübersehbaren Erkenntnisse wird in den internationalen Medien noch heute die eindeutige Drahtzieherschaft des in den USA lebenden Sektenführers Fetullah Gülen und seiner Schergen nicht ausreichend betont – oder gar verschleiert. Ebenso die jahrzehntelange Infiltrierung von Justiz, Militär und Bürokratie in der Türkei durch geheime FETÖ-Mitglieder.
Wäre der Putsch gelungen, hätten die Putschisten, wie bei früheren Putschen auch, Zehntausende inhaftiert, gefoltert und ermordet - ohne dass sich westliche Staaten über die Verletzung der Demokratie und Rechtsstaatlichkeit beschwert hätten.
Noch bevor eine Aufarbeitung der Ereignisse begonnen hatte, wurde dem Staatspräsidenten Erdoğan bereits damals im Westen vorgeworfen, dass er die Situation zu seinen Gunsten ausnutzten werde.
Während die Kritik an den Putschisten fast völlig verstummte, warnten westliche Politiker die türkische Regierung vor „Rache, Willkür und Machtmissbrauch“. Gleichzeitig mahnten sie zur Einhaltung „rechtsstaatlicher und demokratischer Grundsätze“. Es wurde sogar haltlos von einem Gegenputsch gesprochen!
Oft ist auch die Rede von einer gespaltenen türkischen Gesellschaft. Warum merken wir denn nichts davon? Von wegen gespalten! Wir sind als Nation vereint und stehen zusammen - egal ob Türke, Kurde oder eine andere Ethnie. Dabei spielt es keine Rolle, welchen Glauben man hat oder welche Lebensweise man führt.
Nach der Vereidigung der AK-Partei-Regierung unter Erdoğan 2001 gelang der Türkei ein wirtschaftlicher und sozialer Aufstieg. Aber nicht nur das: Erdoğan gab dem Volk vor allem sein Selbstbewusstsein zurück.
Seit 2008 bin ich für die Frauen-Union der AK-Partei tätig. Ich wollte und will ein Teil dieser Mission sein, etwas für mein Land unternehmen, zusammen mit unserem Präsidenten Erdoğan.
Wir arbeiten mit ihm zusammen und verwirklichen gemeinsam unsere Visionen. Unser Ziel für 2023 ist es, die Türkei gemeinsam zu eine der zehn größten Wirtschaftsmächte der Welt zu machen.
Je größer unser Erfolg, desto intensiver die Bemühungen der westlichen Medien um eine Wahrnehmungsmanipulation. Ich hoffe, dass es in Deutschland genug Menschen gibt, die sich davon nicht beeinflussen lassen und versuchen, die aktuelle Situation in der Türkei aus unserer Perspektive zu betrachten.
Die Türkei verdient wirklich weitaus mehr Beistand, Anteilnahme und Solidarität.