Die Deutsche Bank will nach einem Gewinneinbruch im vergangenen Jahr rund 3500 Stellen streichen. / Photo: Reuters (Reuters)
Folgen

Die Deutsche Bank will nach einem Gewinnrückgang deutlich mehr Stellen abbauen als bisher geplant: Insgesamt etwa 3500 Jobs sollen bis Ende nächsten Jahres wegfallen, wie Deutschlands größtes Geldhaus am Donnerstag mitteilte. Darin enthalten sei der bereits im April angekündigte Abbau von 800 Stellen, erläuterte Konzernchef Christian Sewing bei der Bilanzvorlage in Frankfurt.

Die Stellen will die Bank vor allem in Bereichen streichen, die nicht direkt mit Kunden zu tun haben. Das Vertriebsnetz in Deutschland soll gestrafft, interne Prozesse sollen vereinfacht und automatisiert werden. So will der Vorstand weitere 1,6 Milliarden Euro einsparen. Ende vergangenen Jahres hatte der Konzern weltweit 90 130 Vollzeitstellen.

Getrübt wurde die Bilanzvorlage dadurch, dass die Fondstochter DWS ausgerechnet am Donnerstag erneut Besuch von der Staatsanwaltschaft im Zusammenhang mit seit Monaten laufenden Ermittlungen zu „Greenwashing“-Vorwürfen bekam. „Wir werden - wie auch bislang - vollumfänglich mit der Behörde kooperieren, um die Ermittlungen so schnell wie möglich abschließen zu können“, teilte die DWS mit. Der DWS wird vorgeworfen, sogenannte grüne Finanzprodukte als „grüner“ verkauft zu haben, als diese tatsächlich sind. Wenige Wochen nach einer ersten Durchsuchung im Mai 2022 musste der damalige DWS-Chef Asoka Wöhrmann seinen Posten für Deutsche-Manager Stefan Hoops räumen.

Milliarden für Aktionäre trotz weniger Überschuss

Im vergangenen Jahr musste die Deutsche Bank unter dem Strich einen Gewinnrückgang hinnehmen. Der auf die Anteilseigner entfallende Überschuss sank um rund 16 Prozent auf 4,2 Milliarden Euro. Analysten hatten jedoch einen deutlich stärkeren Rückgang erwartet, nachdem die Bank im Vorjahr von einer einmaligen Steuergutschrift in Milliardenhöhe aus ihrem US-Geschäft profitiert hatte.

Vor Steuern erzielte das Institut 2023 mit fast 5,7 Milliarden Euro den höchsten Gewinn seit 16 Jahren. Daher zog Sewing eine positive Bilanz: Die Bank sei stärker gewachsen als geplant. Die Erträge - also die gesamten Einnahmen - stiegen um sechs Prozent auf rund 28,9 Milliarden Euro. Bis 2025 sollen sie auf rund 32 Milliarden wachsen und damit stärker als bisher geplant.

Das Jahr 2024 habe „sehr stark begonnen“, sagte Sewing. Er sieht die Bank auf Kurs, im kommenden Jahr eine Rendite von mehr als zehn Prozent auf das materielle Eigenkapital zu erzielen. Im vergangenen Jahr lag sie gerade einmal bei 7,4 Prozent.

Wie andere Geldhäuser profitierte die Deutsche Bank 2023 von den weltweit gestiegenen Zinsen. An der positiven Entwicklung sollen die Aktionärinnen und Aktionäre teilhaben: Die Dividende soll von 30 Cent auf nun 45 Cent je Anteilsschein angehoben werden - in Summe rund 900 Millionen Euro. Weitere 675 Millionen Euro will die Bank bis Ende Juni über Aktienrückkäufe an die Anteilseigner zurückgeben. Für das Geschäftsjahr 2025 peilt der Vorstand eine Dividende von einem Euro je Aktie an.

Postbank-Probleme belasten weiter

Die Probleme bei der Konzerntochter Postbank sind nach wie vor nicht vollständig behoben. Im Zusammenhang mit einer IT-Umstellung hatten sich dort Beschwerden von Kunden gehäuft, die zeitweise nicht mehr auf Konten zugreifen konnten oder über Verzögerungen bei Baufinanzierungen klagten. Die Finanzaufsicht Bafin schickte der Bank einen Sonderaufpasser ins Haus. Anders als von Konzernchef Sewing im Herbst in Aussicht gestellt, konnten nicht alle Probleme bis zum Jahresende 2023 abgestellt werden.

Am Donnerstag sagte Sewing, er gehe davon aus, dass die Teams „in den kundenrelevanten Prozessen (…) im ersten Quartal 2024 die Prozesse und die noch fehlenden Dinge, die wir noch nicht aufgeräumt haben, beendet haben werden“. Er räumte erneut Fehler ein: „Wir haben die Kunden der Postbank enttäuscht, wir haben keinen guten Service gemacht.“ Das Chaos bei der Postbank kostete die Bank nach seinen Angaben bislang 40 Millionen Euro.

Schwierigkeiten mit IT-Umstellung auch bei der DWS

Auch bei der Tochter DWS klappt die Umstellung der Computersysteme nicht so wie ursprünglich gedacht. Die Fondsgesellschaft will sich bei vielen Verwaltungsabläufen von ihrem Mutterkonzern lösen - sofern sie es selbst und billiger hinbekommt. Im Herbst hatte DWS-Chef Hoops eingeräumt, dass das IT-Projekt länger dauert und deutlich teurer wird als geplant. Nachdem das Vorhaben im vergangenen Jahr mit etwa 100 Millionen Euro zu Buche schlagen sollte, rechnete er für 2024 mit weiteren Kosten in dieser Höhe.

Trotz milliardenschwerer Geldzuflüsse ging der Gewinn der DWS im vergangenen Jahr zurück: Wegen geringerer Erträge und der Erneuerung der IT sank der Überschuss zum Vorjahr um fünf Prozent auf 567 Millionen Euro. Für 2024 erwartet Hoops einen verstärkten Zufluss an Kundengeldern.

dpa