Die Flaggen der Bundesrepublik Deutschland und Russlands wehen vor dem Bundeskanzleramt in Berlin. (dpa)
Folgen

Der Angriff Russlands auf die Ukraine wird auch die Handelsbeziehungen zwischen den beiden Ländern stark belasten. Insbesondere für Russland ist Deutschland ein wichtiger Handelspartner. Deutschland wiederum bezieht primär Gas und Erdöl aus Russland. Ein Überblick: Welche Bedeutung hat Deutschland für die russische Wirtschaft? Trotz der Belastungen durch den Ukraine-Konflikt und die Corona-Pandemie nahm der Handel zwischen Deutschland und Russland im Jahr 2021 laut dem Statistischen Bundesamt deutlich zu. Russland exportierte demnach Waren im Wert von rund 33 Milliarden Euro nach Deutschland und importierte deutsche Waren im Wert von gut 26,6 Milliarden Euro. Der Wert der Exporte nach Deutschland stieg im Vorjahresvergleich um 54,2 Prozent - Grund war aber der starke Anstieg der Energiepreise. Insgesamt ist der Außenhandel Russlands mit Deutschland rückläufig: Im Jahr 2012 betrug das Handelsvolumen der beiden Länder knapp 81 Milliarden Euro, im Jahr 2021 waren es noch knapp 60 Milliarden Euro. Auf europäischer Ebene zeigt sich laut Institut der deutschen Wirtschaft (IW) ein ähnlicher Trend: 2013 betrug das gesamte Warenhandelsvolumen zwischen Russland und der EU 393 Milliarden Dollar (knapp 350 Milliarden Euro), im Jahr 2020 waren es noch rund 192 Milliarden Dollar. Die EU war damit weiterhin der wichtigste Handelspartner der Russischen Föderation; der Anteil am gesamten Handelsvolumen Russlands betrug rund 34 Prozent. Welche Bedeutung hat Russland für die deutsche Wirtschaft? Relevant für Deutschland sind insbesondere die Erdgaslieferungen aus Russland. 2020 stammten rund 55 Prozent der deutschen Erdgasimporte nach Angaben des Energiekonzerns BP aus Russland. Knapp 60 Prozent aller russischen Exporte nach Deutschland waren 2021 Erdöl oder Erdgas. Ansonsten spielt Russland für die deutsche Wirtschaft eine untergeordnete Rolle: Das Land rangierte 2020 lediglich auf Platz 15 der wichtigsten Exportländer und auf Platz 14 der wichtigsten Importländer für Deutschland. Insgesamt machte der Handel mit Russland 2021 rund zwei Prozent des deutschen Außenhandelsumsatzes aus. Wie schätzt die deutsche Wirtschaft die aktuelle Lage ein? Immer mehr deutsche Unternehmen ziehen sich aus Russland zurück. Laut Zahlen der Deutsch-Russischen Außenhandelskammer (AHK) sank die Anzahl der in Russland tätigen deutschen Firmen 2021 im Vorjahresvergleich um acht Prozent. Insgesamt waren demnach 3651 Firmen mit deutscher Kapitalbeteiligung in Russland registriert. Grund für den Rückzug der Firmen waren laut AHK „die Kriegsangst rund um die Ukraine-Krise, drohende neue Sanktionen und diskriminierende Zwangstests für Topmanager und Ingenieure“. Im Vergleich zu 2011, als die Anzahl deutscher Unternehmen in Russland mit 6300 ihren Höchststand erreichte, sank die Zahl deutscher Unternehmen um insgesamt 42 Prozent. Laut einer aktuellen Umfrage des Bundesverbands Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik (BME) in den Bereichen Automobil, Maschinenbau, Chemie, Pharma und Energie erwarteten schon vor dem Einmarsch Russlands mehr als 90 Prozent der Unternehmen höhere Einkaufspreise - die wiederum den Inflationsdruck weiter erhöhen dürften. Die Unternehmen reagieren mit einer Diversifizierung ihrer Lieferketten: 64 Prozent wollen auf alternative Beschaffungs- und Absatzmärkte umsteigen. 13 Prozent wollen außerdem ihre Direktinvestitionen in Russland und der Ukraine genauer unter die Lupe nehmen.

AFP