Russlands Präsident Wladimir Putin hat die Türkei zu einer gemeinsamen Kompromissfindung im Berg-Karabach-Konflikt aufgerufen. Russland und die Türkei seien sich im Berg-Karabach-Konflikt zwar nicht einig, aber eine Lösungsfindung sei möglich, sagte Putin am Donnerstagin einer Videokonferenz des Internationalen Diskussionsklubs „Waldai“. Auch der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan signalisierte den Wunsch nach gemeinsamen Friedensverhandlungen.
„Erdoğan mag hart erscheinen, aber er ist ein flexibler Politiker und ein verlässlicher Partner für Russland“, erklärte das russische Staatsoberhaupt.
Präsident Erdoğan sagte am Freitag in Istanbul, die Türkei habe das Recht, an einer Lösungsfindung für Berg-Karabach genauso beteiligt zu sein wie Russland. Er hoffe, dass die beiden Länder gemeinsam darauf hinarbeiten können.
Der aserbaidschanische Präsidenten Ilham Alijew hatte die Bedeutung der Türkei als Vermittler zuletzt am 12. Oktober hervorgehoben.Alijew kritisierte, dass die Minsker Gruppe, die zur Vermittlung in dem Konflikt gebildet wurde und von Frankreich, Russland und den USA angeführt wird, in ihrer bisherigen Form voreingenommen sei.
Zahlreiche Verluste bei Kämpfen
Laut Moskau kamen bereits rund 5000 Menschen bei den Kämpfen um die von Armenien besetzte Berg-Karabach-Region ums Leben. „Es gibt viele Opfer auf beiden Seiten, mehr als 2000 auf jeder Seite“, sagte Putin.
Offiziell räumte die armenische Separatisten-Verwaltung in Berg-Karabach 874 getötete Soldaten und Milizen seit dem 27. September ein. Aserbaidschan spricht von 61 getöteten Zivilisten und 291 verwundeten Menschen. Über die militärischen Verluste geben die Behörden in Aserbaidschan keine Auskunft.
Russland hat seit dem 27. September, als die neuen Zusammenstöße erstmals ausbrachen, zwei Waffenstillstände ausgehandelt. Alle Initiativen erwiesen sich allerdings als brüchig.
Bei zwei Raketenangriffen auf Gandscha, eine aserbaidschanische Großstadt weitab der Frontlinie, töteten armenische Truppen etwa zwei Dutzend Zivilisten, darunter auch Kinder. Viele weitere wurden verletzt.
Am vergangenen Donnerstag zielten armenischen auf Menschen an einem Friedhof in der westlichen Stadt Tartar. Vier Zivilisten wurden getötet, vier weitere verletzt.
Die von Armenien kontrollierte Region Berg-Karabach gehört völkerrechtlich zu Aserbaidschan. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion besetzte Armenien das Gebiet und verlagerte Truppen dorthin. Seit 1994 galt eine brüchige Waffenruhe. Armenien setzt auf Russland als Schutzmacht. Moskau hat dort tausende Soldaten und Waffen stationiert. Aserbaidschan hingegen betrachtet die Türkei als engen Verbündeten.