Kämpfer aus dem Libanon, Syrien und Lateinamerika haben sich Armenien im Krieg um die Berg-Karabach-Region gegen Aserbaidschan angeschlossen. Das berichtete der Auslandsdienst des öffentlichen Hörfunks in Frankreich „Radio France International“ (RFI) am Samstag.
Rund 30 freiwillige Kämpfer, von denen einige noch nie zuvor eine Waffe in der Hand gehabt hätten, sollen ein „Expresstraining“ erhalten haben, bevor sie sich den armenischen Offensiven anschlossen.
Ein Korrespondent von RFI in der Hauptstadt von Berg-Karabach, Stepanakert (auf Aserbaidschanisch: Hankendi), sprach mit Rekruten, die unter der Bedingung der Anonymität ihre Kriegserfahrungen schilderten.
„Du musst sie abschießen, sonst schießen sie dich ab“, so einer der Kämpfer. „Diese jungen Erwachsenen, die bisher das gewöhnliche Leben einer Führungskraft oder eines Unternehmers geführt haben, entdecken die rohe und brutale Realität des Krieges“, fasst RFI die Verstärkung auf armenischer Seite zusammen. Der Sender wird vom französischen Außenministerium finanziert.
„Seit Beginn des Konflikts sind so viele von ihnen registriert worden“, schrieb das Nachrichtenportal über die ausländischen Kämpfer, „dass einige von ihnen in Eriwan immer noch darauf warten, zur Unterstützung der Kämpfenden herangezogen zu werden.“
Armenien wirbt Söldner an
Am Montag vergangener Woche informierte der Sprecher des aserbaidschanischen Verteidigungsministeriums Oberst Vagif Dargahli, dass die armenische Armee Söldner aus Syrien und anderen Ländern des Nahen Ostens angeworben habe.
Der aserbaidschanische Botschafter in der Türkei, Khazar Ibrahim, bestätigte am Freitag ebenfalls Berichte, die darauf hindeuten, dass sich Menschen aus anderen Ländern dem Konflikt auf der Seite Eriwans angeschlossen haben. In den Reihen Armeniens kämpften auch Terroristen, so der Diplomat. Ibrahim erklärte am vergangenen Montag, dass Armenien terroristische Gruppen, darunter die PKK, in die Region Berg-Karabach gebracht und mit Waffen versorgt habe.
Erneute Grenzkonflikte brachen am frühen Sonntag aus, als armenische Streitkräfte aserbaidschanische Zivilsiedlungen und militärische Stellungen ins Visier nahmen, was zu Opfern führte.
Der seit Jahrzehnten dauernde Konflikt zwischen den beiden ehemaligen Sowjetrepubliken war vor rund einer Woche wieder aufgeflammt. Es handelt sich um die schwerste Eskalation seit Jahren.
Die von Armenien militärisch kontrollierte Region Berg-Karabach gehört völkerrechtlich zu Aserbaidschan. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion besetzte Armenien das Gebiet und verlagerte Truppen dorthin. Seit 1994 gilt eine brüchige Waffenruhe. Armenien setzt auf Russland als Schutzmacht. Moskau hat dort tausende Soldaten und Waffen stationiert. Aserbaidschan hingegen betrachtet die Türkei als engen Verbündeten.