von Ali Özkök
US-Präsident Donald Trump will die linke Antifa-Bewegung auf die Liste terroristischer Organisationen setzen lassen. „Die Vereinigten Staaten werden die Antifa in die Kategorie der terroristischen Organisationen einordnen“, versprach Trump am Sonntag im Kurzbotschaftendienst Twitter.
Er hatte die antifaschistische Bewegung und andere „radikale Extremisten“ in den vergangenen Tagen dafür verantwortlich gemacht, dass die zunächst friedlichen Demonstrationen gegen den Tod des Schwarzen George Floyd durch brutale Polizeigewalt in Krawalle umschlugen.
In weiteren Tweets beglückwünschte Trump die Sicherheitskräfte dafür, die Lage in der Stadt Minneapolis am Samstagabend unter Kontrolle gebracht zu haben. „Die vor allem von der Antifa angeführten Anarchisten sind schnell gestoppt worden“, erklärte Trump. Dies hätte schon in der ersten Nacht von dem Bürgermeister der Stadt erledigt werden sollen, sagte er mit Verweis auf Jacob Frey, den demokratischen Bürgermeister der Stadt. US-Justizminister Bill Barr teilte mit, die US-Bundespolizei habe den Auftrag erhalten, die Organisatoren der Krawalle zu identifizieren. „Die organisierte Gewalt wird von Antifa und anderen ähnlichen Gruppen angeführt“, erklärte er. Es handele sich um „inländischen Terrorismus“. Zuvor hatte er in einer Fernsehansprache gesagt, dass die Gewalt vielerorts „von anarchistischen und linksextremistischen Gruppen geplant, organisiert und angetrieben“ werde. Eine Antifa-Aktivistengruppe verbreitete am Samstag in einem Telegramkanal eine Botschaft, die Menschen dazu ermutigen soll, die Truppen der Nationalgarde von Minnesota als „leichte Ziele“ anzusehen, sagten zwei Beamte des Verteidigungsministeriums. Die Botschaft habe die Aktivisten ermutigt, sogenannte „Ausrüstung“ – Waffen und Körperpanzer der Soldaten – zu stehlen. Die Beamten waren nicht befugt, die Angelegenheit öffentlich zu diskutieren und sprachen unter der Bedingung der Anonymität, heißt es vom US-Nachrichtensender „Fox News“ am Montag. Antifa: Ursprünge in den 1920 Jahren Es ist nicht das erste Mal, dass Trump seine Wut gegen die Antifa oder Antifaschisten richtet - eine linksorientierte politische Bewegung, die in den letzten Jahren in den USA in den Vordergrund gerückt ist, nachdem ihre meist schwarz gekleideten Aktivisten bei Protesten gewalttätig auffielen.
Die Antifa führt ihre Ursprünge auf die Anti-Nazi-Bewegung in den 1920er Jahren zurück. Bis zur Wahl von Trump zum US-Präsidenten und dem Aufstieg der „Alt-Right“ trat sie in den USA meist nicht in Erscheinung. Trumps Entscheidung, die Gruppe zu einer Terrororganisation zu erklären, könnte sich jedoch als schwierig erweisen, da die Antifa keine zentrale Führung oder auch nur eine kohärente Ideologie hat, kommentierte ein in den USA ansässiger Sicherheitsanalyst gegenüber „TRT World“, der unter der Bedingung der Anonymität sprach. Rekruten der YPG/PKK Es scheint allerdings nicht zu überraschen, dass die US-Behörden zunehmend einen Zusammenhang zwischen der Antifa und den gewalttätigen Angriffen in den letzten Jahren feststellen. Seit Jahren gibt es auch in Deutschland Bedenken, weil sich einige Antifa-Aktivisten der YPG, dem syrischen Ableger der Terrorgruppe PKK, angeschlossen haben, unter deren Leitung sie im Kriegsland militärisch ausgebildet werden. Unter der Abkürzung Antifa für Antifaschisten agieren in Deutschland auch linksradikale Gruppen, die vom Verfassungsschutz als extremistisch und/oder gewalttätig eingestuft und beobachtet werden.
Seit 2014 sind Hunderte von Ausländern nach Nordsyrien gereist, um sich den Reihen der marxistisch-leninistischen YPG anzuschließen, die sich auf versierte PR verlässt und soziale Medien nutzt, um neue Rekruten zu finden.
Ein Amerikaner, der 2016 in den Reihen der YPG/PKK kämpfte, bestätigte gegenüber dem Nachrichtenportal „Al-Monitor“ am Montag, dass er in Nordsyrien im Gebiet unter der Kontrolle der YPG einige Antifa-Anhänger gesehen habe. Paul, der sich weigerte, seinen Nachnamen zu nennen, kommentierte, er selbst sei mit der Antifa-Politik nicht einverstanden, habe aber mit Antifa-Mitgliedern und verschiedenen anderen Menschen, mit denen er in Syrien in Kontakt gekommen sei, zusammengearbeitet.
„Es waren wahrscheinlich 20. Es ging ihnen gut. Ich versuchte, sie so weit wie möglich zu meiden. Persönlich bin ich nicht mit dem einverstanden, worum es bei ihnen geht“, sagte Paul zu „Al-Monitor“ in Bezug auf die Antifa-Kämpfer im Kriegsland. „Ich habe auch Medizin gelehrt und türkische Kommunisten ausgebildet. Das war mir gleichgültig.“ Paul bestätigte, dass sich mit der Zeit mehr Linke der YPG anschlossen. Nach seinen Angaben hatten Antifa-Anhänger und andere Gruppen ihre eigenen Einheiten innerhalb der YPG.
Während die YPG in den westlichen Medien lange Zeit als vorbildliche Verbündete der USA angepriesen wurde, wird die fragwürdige extremistische Ideologie der Gruppe, die abweichende Meinungen nicht toleriert, kaum thematisiert. PKK zieht die Strippen
Hinter den verherrlichten Bildern der bewaffneten Frauen in Uniformen, die der Fraueneinheit der YPG angehören, stehen in der Regel Männer aus dem Führungskader der PKK, einer terroristischen Gruppe, die einen jahrzehntelangen bewaffneten Krieg gegen den türkischen Staat und Zivilisten führt.
Die Terrorgruppe PKK ist für mehr als 40.000 Tote verantwortlich. Sie steht nicht nur hinter der Ermordung von Soldaten, sondern ist auch für Bombenangriffe auf Einkaufszentren und die gezielte Ermordung von Politikern verantwortlich. Auch die gewaltsame Hinrichtung hunderter kurdischsprachiger Dorfbewohner, die sich den radikalen Ansichten der Gruppe nicht anschließen wollten, hat die Terrororganisation zu verantworten.
Vom Marxisten zum Anarchisten
Der inhaftierte Anführer der terroristischen PKK, Abdullah Öcalan, hat sich im Laufe der Jahre von einem Marxist-Leninisten zu jemandem entwickelt, der heute dem sogenannten demokratischen Konföderalismus mit anarchistischen Tendenzen anhängt. Diese extremistische Ideologie hat eine geradezu magische Anziehungskraft für viele radikale Antifa-Anhänger aus westlichen Ländern.
Hunderte von ausländischen Antifa-Mitgliedern haben sich dem 2015 gegründeten sogenannten „Internationalen Freiheitsbataillon“ der YPG in Nordsyrien angeschlossen. Diese Einheit soll sich an dem Prinzip der „Internationalen Brigaden“ des Spanischen Bürgerkriegs von 1936 bis 1939 orientieren. Zu der politischen Ideologie der Kämpfer gehören der Marxismus-Leninismus, der Hoxhaismus, der Maoismus und der Anarcho-Kommunismus.
Die dunkle Vergangenheit der PKK/YPG ist für junge Amerikaner und Europäer, die sich der Terrormiliz angeschlossen haben, deshalb kein Thema, weil sie in der YPG/PKK allein die ideelle Möglichkeit sehen, bärtige und brutale Daesh-Militanten zu bekämpfen - in ihren Augen die symbolische Manifestation des Bösen. Eine kritische und durchdachte Auseinandersetzung mit den genauen Zielen und Motiven der Terrororganisation bleibt meist aus.
In mehreren Berichten heißt es, dass viele der Aktivisten der extremen Linken sich nicht über die wahre Ideologie und das wahre Motiv der YPG, welche militärische und finanzielle Hilfe aus Washington erhält, im Klaren waren.
Viele dieser Freiwilligen reisten ungehindert aus amerikanischen Städten nach Syrien. Nach ihrer Rückkehr in die USA wurden sie kaum jemals von Sicherheitsbehörden kontrolliert - obwohl viele von ihnen militärische Erfahrungen in den Reihen der YPG/PKK sammeln konnten.