Der türkische Präsident Erdoğan bei einem TV-Interview. (AA)
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Der israelische Staatspräsident Isaac Herzog wird der Türkei im Februar einen offiziellen Besuch abstatten. Das kündigte der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan am Mittwoch in einem Interview mit dem lokalen Fernsehsender NTV an. „Der Besuch könnte den Weg für eine neue Ära in den israelisch-türkischen Beziehungen ebnen“, betonte der Präsident.

„Wir sehen, dass Israel in dieser Hinsicht einige Schritte unternommen hat“, sagte Präsident Erdoğan mit Blick auf die Aussicht einer engeren Kooperation. Auch die Türkei sei bereit, „alle möglichen Schritte in diesem Bereich mit Israel zu unternehmen“. Vor allem bei Energiefragen biete die Türkei ihre Kooperation an, unterstrich das Staatsoberhaupt.

Erstmals wieder hochrangiger Diplomatenkontakt

Die Beziehungen zwischen beiden Ländern hatten sich seinerzeit unter dem ehemaligen Premierminister Benjamin Netanjahu verschlechtert, der eine „unfreundliche“ Politik gegenüber der Türkei verfolgte, wie Präsident Erdoğan erklärte. Der Besuch von Präsident Herzog in Ankara werde hingegen als wichtiger Schritt zur Wiederherstellung der fragilen Beziehungen zwischen beiden Seiten angesehen.

Seitdem Ministerpräsident Netanjahu im vergangenen Jahr an einer Koalitionsbildung gescheitert war und abgewählt wurde, haben sich die bilateralen Beziehungen vertieft. Erst vergangene Woche rief der türkische Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu seinen israelischen Amtskollegen Jair Lapid an, um ihm seine Besserungswünsche zu übermitteln, nachdem dieser am Coronavirus erkrankt war. Es war das erste Mal seit 13 Jahren, dass türkische und israelische Spitzendiplomaten miteinander telefonierten.

Erdgas aus Israel für Europa

Vergangene Woche signalisierte Präsident Erdoğan zudem die Bereitschaft Ankaras für eine Zusammenarbeit mit Israel bezüglich des Vorhabens, Erdgas aus dem Mittelmeerraum über die Türkei zu europäischen Kunden zu transportieren.

Seine Äußerungen erfolgten, nachdem die Vereinigten Staaten ihre Unterstützung für das sogenannte EastMed-Pipeline-Projekt aus wirtschaftlichen und ökologischen Gründen zurückgezogen hatten. Das Projekt sollte ursprünglich israelisches Gas über Griechenland nach Europa exportieren.

Keine regionalen Projekte unter Ausschluss der Türkei

Die Türkei hatte sich strikt gegen das Projekt positioniert, das unter anderem vom ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump unterstützt und von Athen angeführt wurde. „Die USA haben ihre Berechnungen angestellt und ihre Unterstützung für das Projekt eingestellt. Es ist unmöglich, dass ein regionales Projekt Erfolg hat, wenn es die Türkei im östlichen Mittelmeer ausschließt“, gab der türkische Präsident zu bedenken.

Die Türkei unterstützt dem Staatsoberhaupt zufolge eine integrative Zusammenarbeit und Politik der gerechten Aufteilung im östlichen Mittelmeerraum. Vor allem Griechenland verfolgt nach Lesart Ankaras einen maximalistischen Ansatz in der Region.

Bereits 2020 habe die Türkei eine Konferenz über die gerechte Aufteilung der Ressourcen im östlichen Mittelmeerraum vorgeschlagen. Zahlreiche Länder der Region, allen voran Athen, hätten dieses Angebot ignoriert. Mehr dazu: Türkei betont zum Holocaust-Gedenktag Bekenntnis gegen Antisemitismus

TRT Deutsch