Altkanzler Gerhard Schröder (SPD) ist offenbar Opfer von Kunstdieben geworden. Wie der Bundestag am Freitag bestätigte, hat der 78-Jährige bereits am vergangenen Montag Strafanzeige erstattet, weil aus dem Flur vor seinem Berliner Büro in einem Parlamentsgebäude drei Gemälde verschwunden sind. Zuvor hatte der „Stern“ berichtet.
Demnach handelt es sich um zwei Holzdrucke des Malers und Grafikers Uwe Bremer sowie eine Grafik von einem namentlich nicht genannten chinesischen Künstler. Die Staatsanwaltschaft Berlin teilte mit, sie ermittle in dem Fall wegen Diebstahls gegen Unbekannt.
Schröders Büroräume befinden sich im Otto-Wels-Haus, das einige hundert Meter vom Reichstagsgebäude entfernt am Boulevard Unter den Linden liegt. Dem „Stern“-Bericht zufolge hingen die Kunstwerke dort 16 Jahre lang „im öffentlich zugänglichen Bereich des Gebäudes“. Über ihren Wert wurden keine Angaben gemacht.
Pfortenpersonal kontrollierte Zutritt
Die Bundestagsverwaltung teilte auf dpa-Anfrage mit, dass das Otto-Wels-Haus mit Pforten ausgestattet sei, „über die ein durch Pfortenpersonal durchgeführter kontrollierter Zutritt erfolgt“. Inhaber von Bundestagsausweisen - dazu zählen neben Abgeordneten auch deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter - können sich demnach frei in dem Komplex bewegen. Besucherinnen und Besucher seien zu begleiten, hieß es dazu weiter.
Erst in der vergangenen Woche waren einige von Schröders Privilegien als ehemaliger Kanzler gestrichen worden. So hatte der Haushaltsausschuss des Bundestags die Abwicklung seines Büros beschlossen. Für die dortigen Personalausgaben waren allein im vergangenen Jahr mehr als 400.000 Euro aus der Staatskasse geflossen. Anrecht auf ein Ruhegehalt und auf Personenschutz hat der 78-Jährige aber weiterhin.
Das Votum des Haushaltsausschusses vom 19. Mai ist als Reaktion zu sehen auf Schröders auch während des Ukraine-Kriegs fortdauernde Tätigkeit für verschiedene russische Unternehmen. Der Ex-Kanzler steht deshalb seit Monaten massiv in der Kritik.
Schröder war Nord Stream 2-Lobbyist
Einen Tag nach dem Beschluss teilte der russische Energiekonzern Rosneft mit, dass Schröder seine Amtszeit als Aufsichtsratschef nicht verlängern werde. Am vergangenen Dienstag erklärte Schröder dann selbst via Online-Portal „Linkedin“, dass er keine Pläne habe, beim Energieriesen Gazprom in den Aufsichtsrat einzusteigen. Auf die Nominierung habe er schon vor längerer Zeit verzichtet. Schröder betätigte sich zuletzt auch als Lobbyist für die Gazprom-Tochtergesellschaften Nord Stream und Nord Stream 2.
Das EU-Parlament forderte in der Vorwoche wegen seiner Aktivitäten für russische Staatskonzerne Sanktionen gegen ihn. Zugleich laufen in der SPD Verfahren, um den Ex-Kanzler aus der Partei auszuschließen.
27 Mai 2022
dpa
Ähnliche Nachrichten
Linken-Vize reagiert kühl auf Wagenknechts Ankündigung
Wagenknecht war mal das Aushängeschild der Linken. Doch sie will nicht mehr kandidieren. Für ihre lautstarke Forderung nach Frieden in der Ukraine erntet sie viel Beifall aus der Bevölkerung. Die Parteispitze hingegen zeigt ihr die kalte Schulter.
Selbe Kategorie
CSU-Chef Söder: Zeit von Bundeskanzler Scholz „ist vorbei“
CSU-Chef Markus Söder zeigt sich zuversichtlich, dass die Union die vorgezogene Bundestagswahl gewinnen wird. „Unser Ziel ist es, Deutschland wieder in Ordnung zu bringen“, erklärte er und sprach sich für Friedrich Merz als Spitzenkandidaten aus.
Worüber möchten Sie mehr erfahren?
Beliebt
Iran: Rätselhafte Vergiftungswelle beunruhigt die Bevölkerung
Bei einer landesweiten Anschlagswelle im Iran wurden Hunderte Schulmädchen vergiftet. In Regierungskreisen werden Extremisten dahinter vermutet. Eine offizielle Stellungnahme aus Teheran steht aber noch aus. Die Wut und Sorge der Eltern wächst.