Weltflüchtlingstag: Weltweit ist die Zahl der Menschen auf der Flucht trotz Corona auf einem neuen Höchststand angelangt (Reuters)
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Am Weltflüchtlingstag hat Papst Franziskus für mehr Menschlichkeit gegenüber Schutzsuchenden geworben. Jeder sollte die Flüchtlinge im Herzen tragen und auch von ihrer ruhigen, stillen Widerstandsfähigkeit lernen, sagte Franziskus bei seinem Mittagsgebet am Sonntag auf dem Petersplatz. Er wünsche sich eine „einzige große Menschheitsfamilie“. Die Zahl von Menschen auf der Flucht ist nach Angaben des Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) auf 82,4 Millionen weltweit gestiegen - ein neuer Höchststand.

Kirche ruft zur Familienzusammenführung auf Der Vertreter der katholischen Deutschen Bischofskonferenz in Berlin, Karl Jüsten, forderte bei einer Gedenkstunde der Bundesregierung für die Opfer von Flucht und Vertreibung, die Lage der Schutzsuchenden zu verbessern. Dabei sei die Familienzusammenführung „eine der entscheidenden Grundlagen für ein erfülltes und gelingendes Leben hier in Deutschland“, sagte er laut Redemanuskript bei der Veranstaltung in Berlin. Nötig seien Erleichterungen insbesondere bei der Erfüllung formeller Anforderungen, die häufig von den Behörden der Herkunftsländer unmöglich gemacht würden. Zudem müsse Menschen, die sich seit langem in Deutschland aufhielten und gut integriert seien, eine nachhaltige Perspektive geboten werden. Die Präsidentin des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), Gerda Hasselfeldt, rief zum entschiedenen Kampf gegen Fluchtursachen auf. Neben humanitärer Hilfe sei es „dringender denn je, die Ursachen von Flucht und Vertreibung zu mindern“, sagte sie. „Krieg, Not und Verfolgung, aber auch die Konsequenzen aus dem Klimawandel und der Umweltzerstörung spielen eine zunehmende Rolle“. Dem müsse ein ganzes Bündel von Maßnahmen entgegengesetzt werden, das die Ursachen nicht nur in den Herkunftsländern, sondern auch in Transit- und Aufnahmeländern angehe.

Sorge um Flüchtlingskinder

Pro Asyl warnte vor einer Aushöhlung der Genfer Flüchtlingskonvention. „Flüchtlinge haben ein Recht darauf, einen Antrag auf Asyl zu stellen. Die EU-Staaten drohen der Genfer Flüchtlingskonvention dieses Herzstück zu entreißen“, sagte Pro-Asyl-Geschäftsführer Günter Burkhardt der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. An Europas Grenzen entscheide sich, „ob Menschenrechte, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit auch in Zukunft die Grundlage staatlichen Handelns sind“. In Sorge um geflüchtete Kinder in Deutschland zeigte sich das Deutsche Kinderhilfswerk. Sie zählten „zu den großen Verlierern der Corona-Pandemie“, sagte die Vizepräsidentin der Organisation, Anne Lütkes, der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Geschlossene Schulen und Kitas hätten vielfach dazu geführt, dass sie in ihrem Spracherwerb und auch schulisch weit zurückgeworfen wurden. Mit der zunehmenden Normalisierung des Alltags müsse nun ein gleicher Zugang für alle Kinder zu Unterstützungs- und Förderangeboten ermöglicht werden.

In anderthalb Jahren mindestens 440 Kinder auf der Flucht in Richtung Europa gestorben Unterdessen wurde bekannt, dass zwischen Januar 2018 und Juni 2019 offenbar mindestens 440 Kinder und Jugendliche auf der Flucht in ein Land der Europäischen Union gestorben sind. Das meldete der Sender rbb unter Berufung auf Daten des Rechercheverbundes „Lost in Europe“. Unter den Toten waren demnach 35 Babys; die meisten Kinder seien durch Ertrinken gestorben.

Agenturen