Tausende Männer im Gazastreifen sind nach UN-Angaben seit Beginn des Gaza-Krieges von den israelischen Streitkräften festgenommen und unter Bedingungen inhaftiert worden, die der Folter gleichkommen könnten. Einige der Festgenommenen hätten berichtet, dass ihnen die Augen verbunden worden, sie geschlagen und letztendlich nur mit einer Windel bekleidet freigelassen worden seien, sagte der UN-Menschenrechtsbeauftragte in den Palästinensergebieten, Ajith Sunghay, am Freitag bei einer Pressekonferenz per Videoschalte aus Rafah im südlichen Gazastreifen.
Sunghay sprach davon, mehrere Freigelassene getroffen zu haben, die nach eigenen Angaben zwischen 30 und 55 Tage von israelischen Sicherheitskräften an unbekannten Orten festgesetzt worden waren. „Sie beschrieben, dass sie geschlagen, gedemütigt, misshandelt“ und einer Behandlung ausgesetzt worden seien, „die Folter gleichkommen könnte“, sagte der UN-Vertreter. „Ein Mann sagte, er durfte während seiner 55-tägigen Haft nur einmal duschen. Es gibt Berichte von Männern, die später freigelassen wurden, aber nur in Windeln.“
Tausende Inhaftierungen
Sunghay sagte, die Aussagen stimmten mit den Berichten überein, die das UN-Menschenrechtsbüro zur Inhaftierung von Palästinensern in großem Umfang gesammelt habe. Eine genaue Anzahl konnte er nicht nennen, sagte aber, es werde von Tausenden ausgegangen.
Israel sei verpflichtet, sicherzustellen, dass alle Inhaftierten im Einklang mit den internationalen Menschenrechtsnormen und dem humanitären Recht behandelt würden. „Alle Fälle von Misshandlung oder Folter von festgenommenen oder inhaftierten Personen müssen vollständig und transparent untersucht werden“, erklärte Sunghay.
Vernichtungskrieg in Gaza
Israel hatte nach dem 7. Oktober die Versorgung des Gazastreifens mit Wasser, Lebensmitteln, Treibstoff und Strom gestoppt und zugleich massive Luftangriffe gestartet. Anschließend drangen Bodentruppen in den dicht besiedelten Küstenstreifen ein. Humanitäre Hilfslieferungen werden von Israel behindert. Mehr als eine Million Menschen wurden gezwungen, in den Süden zu flüchten. UN-Organisationen bezeichnen die humanitäre Lage vor Ort als katastrophal.
Nach palästinensischen Angaben wurden in Gaza bisher mehr als 24.800 Menschen durch die Angriffe Israels getötet. Die Zahl könnte weit höher sein, da noch viele Tote unter den Trümmern liegen und nicht geborgen werden können.