Nach einem Treffen mit Palästinensern ist ein Streit über die Verwendung des Wortes „Genozid“ durch Papst Franziskus zur Beschreibung der Lage im Gazastreifen entbrannt. Am Mittwoch empfing der Pontifex in seiner Vatikanresidenz palästinensische Familien, deren Angehörige in israelischen Gefängnissen festgehalten werden.
„Als wir die Geschichten der Familien erzählten, die (im belagerten Gazastreifen durch Israel) getötet wurden, sagte er: ‚Ich sehe Genozid‘“, sagte Shireen Hilal bei einer Pressekonferenz nach dem Treffen. Der Vatikan bestätigte die Aussage des Papstes nicht.
Der Papst sei sich dessen bewusst, was in Gaza passiere, sagte Hilal. Dazu gehöre auch der Mangel an Grundversorgung und lebensnotwendigen Dingen wie Wasser, Strom und Medikamenten.
Auf die Frage von Journalisten, ob der Papst das Wort „Genozid“ benutzt habe, betonte Hilal: „Es war sehr klar, dass das Wort ‚Genozid’ nicht von uns kam. Es kam von Seiner Heiligkeit Papst Franziskus.“
Die palästinensischen Gäste hätten den Papst eingeladen, Gaza zu besuchen. Er habe gesagt, das sei „eine gute Idee“ und könne stattfinden, wenn die Bedingungen es erlaubten, so Hilal weiter.
Weder Bestätigung noch klares Dementi aus dem Vatikan
Vatikansprecher Matteo Bruni hingegen bestätigte in einer schriftlichen Stellungnahme die Verwendung des Wortes „Völkermord“ durch Papst Franziskus nicht. „Ich bin mir nicht bewusst, dass er ein solches Wort benutzt hätte. Er hat Worte verwendet, die er während der Generalaudienz gesagt hat. Worte, die auf jeden Fall die schreckliche Situation widerspiegeln, die in Gaza gelebt wird“, sagte er.
Auch andere palästinensische Familien, die bei der Begegnung mit dem Papst anwesend waren, berichteten von der Verwendung des Wortes „Genozid“.
Der Kardinalstaatssekretär des Vatikans, Pietro Parolin, antwortete bei einer anderen Veranstaltung auf eine Nachfrage, dass „Genozid“ ein sehr technischer Begriff sei. Dieser beziehe sich auf bestimmte Situationen. „Ich weiß nicht, ob wir in diesem Fall von Völkermord sprechen können“, sagte er laut der Nachrichtenagentur ANSA.
Bei seiner Generalaudienz sagte Papst Franziskus, er habe getrennte Treffen mit israelischen und palästinensischen Delegationen abgehalten.