Im Libanon sind nach offiziellen Angaben mehr als 100 Rettungskräfte durch israelische Angriffe getötet und über 220 verletzt worden. Das sagte der geschäftsführende Gesundheitsminister Firass Abiad, ohne einen Zeitraum für diese Zahlen zu nennen.
Allein in den vergangenen drei Tagen seien bei Rettungsdiensten und Feuerwehren mehr als 40 Einsatzkräfte getötet worden, sagte Abiad. Die Angriffe hätten 9 Krankenhäuser, 45 weitere medizinische Einrichtungen und fast 130 Krankenwagen und Fahrzeuge der Feuerwehr getroffen.
Die UN sprachen von 28 getöteten Mitarbeitern des Gesundheitssektors in den vergangenen 24 Stunden. Die meisten davon seien ums Leben gekommen, als sie verletzten Zivilisten helfen wollten, sagte der WHO-Repräsentant Abdinasir Abubakar in einer Videoschalte aus dem Libanon. Er berief sich auf Daten des libanesischen Gesundheitsministeriums, die laufend von der WHO verifiziert werden.
Der geschäftsführende libanesische Gesundheitsminister Abiad sagte: „Dies ist ein Verstoß gegen internationales Recht und Abkommen.“ Die Angriffe stellten „ohne Zweifel Kriegsverbrechen“ dar. Die Behauptung, dass in den Fahrzeugen von Rettungsdiensten und Feuerwehr Waffen transportiert würden, seien „alte Ausreden und Lügen, die wir vorher schon in Gaza gehört haben“. Es gebe trotz der vielen Todesopfer im Libanon keine Bemühungen, Sanitäter zu schützen.
WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus sagte in Genf, viele Gesundheitsmitarbeiter seien auf der Flucht. Dies schränke die Kapazitäten für die Behandlung der Massen von Verletzten erheblich ein. Eine geplante große WHO-Hilfslieferung in den Libanon kann nach Angaben der UN-Organisation am Freitag nicht durchgeführt werden, weil es kaum noch Airlines gibt, die nach Beirut fliegen.
Tedros forderte eine Deeskalation der regionalen Konflikte, auch zwischen dem Iran und Israel. „Frieden ist die beste Medizin“, sagte er.
Israelische Angriffe auf den Libanon
Die israelische Armee führt derzeit massive Luftangriffe auf den Libanon durch und startete zudem in der Nacht zum Dienstag eine Bodeninvasion im Nachbarland. Erklärtes Ziel ist die Zerschlagung der Hisbollah, doch es wurden bereits Hunderte Zivilisten getötet. Nach unterschiedlichen Angaben aus dem Libanon wurden bei den Angriffen Israels seit dem 23. September bis zu 1200 Menschen getötet und mehr als 6000 verletzt.
Die Zahl der Vertriebenen im Libanon infolge der massiven israelischen Angriffe ist nach Regierungsangaben auf rund 1,2 Millionen angestiegen.
Der Konflikt zwischen Israel und dem Libanon hat sich deutlich zugespitzt, nachdem hunderte mutmaßlich von Israel präparierte Pager und Walkie-Talkies im Libanon gleichzeitig explodierten. Bei den in zwei Wellen erfolgten Explosionen der Geräte wurden mindestens 37 Menschen getötet, darunter auch Kinder. Fast 3000 Personen wurden verletzt.