Israel-Hamas / Photo: AA (AA)
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Die Offensive der palästinensischen Hamas am Samstag war der gewagteste und am besten koordinierte Schlag gegen Israel seit Jahrzehnten. Zahlreiche Kämpfer durchbrachen die schwerbefestigte Grenze des Gazastreifens. Es kam zu Hunderten Toten und Tausenden verletzten. Doch wie gelang es der Hamas, Israels berüchtigte Geheimdienste wie Mossad und Shin Bet zu überlisten?

Experten zufolge nutzte die Hamas mehrere Faktoren in Israel, um die Offensive unbemerkt zu planen und durchzuführen: Die politische Instabilität, soziale Unruhen, wachsende Spannungen mit Ultrarechten und Ablenkung der Geheimdienste durch die Lage im besetzten Westjordanland.

Die Hamas hat demnach auch ihre eigenen Fähigkeiten verbessert, indem sie die digitale Kommunikation einschränkte, ihre Tunnelnetzwerke ausbaute und ihre Kämpfer besser trainierte. Eine Kombination aus langer Vorbereitung und Überraschungsmoment brachte offenbar den erhofften Erfolg.

„Erst kämpfen wir, dann untersuchen wir“

Israel kündigte an, dass die Hamas einen hohen Preis zahlen werde. Die israelische Armee hat ihre Luftangriffe auf Gaza indes verstärkt und Bodentruppen an der Grenze zusammengezogen. Doch Experten warnen, dass eine Bodenoffensive riskant sei und zu hohen Verlusten auf beiden Seiten führen könnte.

Der oberste Militärsprecher Israel, Daniel Hagari, räumte ein, dass die Armee der Öffentlichkeit eine Erklärung schulde. Doch jetzt sei nicht der richtige Zeitpunkt. „Erst kämpfen wir, dann untersuchen wir“, so Hagari.

Viele Experten sind sich zudem einig, dass die Offensive der Hamas das Ende einer jahrzehntelangen israelischen Politik markiert, die Palästinenserfrage zu ignorieren. Gefordert wird eine Wiederaufnahme des Friedensprozesses zwischen Israelis und Palästinensern auf Grundlage einer Zwei-Staaten-Lösung.

Hunderte Israelis und Palästinenser Opfer der jüngsten Kämpfe

Die im Gazastreifen regierende Hamas hatte am Samstag die Operation „Al-Aqsa-Flut“ gestartet. Nach Angaben der Organisation reagieren die Kämpfer damit auf die israelischen Übergriffe auf die Al-Aqsa-Moschee und die zunehmende Gewalt der Siedler. Israel beklagt rund 700 Tote, darunter mindestens 73 Angehörige der Sicherheitskräfte. Mehr als 2100 Israelis wurden laut offiziellen Angaben verletzt.

Bei den Angriffen des israelischen Militärs auf den Gazastreifen wurden nach Angaben des Gesundheitsministeriums mindestens 413 Menschen getötet, darunter mindestens 78 Kinder und 41 Frauen. Es soll rund 2300 Verletzte geben. Das Militär bereitet derzeit einen Großangriff vor.

Im von Israel belagerten Gazastreifen leben mehr als zwei Millionen Menschen unter ärmlichsten Bedingungen. Der Gazastreifen zieht sich über eine Länge von etwa 40 Kilometer am Mittelmeer entlang und ist rund sechs bis zwölf Kilometer breit. Die dicht besiedelte Fläche ist etwas größer als die von München.

TRT Deutsch