Israelische Kampfjets haben am frühen Mittwoch erneut den Gazastreifen beschossen. Dabei wurden weitere Wohngebäude zerstört und mindestens sechs Palästinenser getötet. Laut offiziellen Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums in Gaza ist damit die Zahl der zivilen Todesopfer der jüngsten Eskalation auf 227 angestiegen, darunter 64 Kinder und 38 Frauen. Die Zahl der Verwundeten beläuft sich derweil auf mehr als 1620. Neben dem Verlust von Familienangehörigen belastet auch die Zerstörung der Infrastruktur die Palästinenser.
Das Leben der Familie al-Astal in Chan Yunis etwa steht buchstäblich vor einem Trümmerhaufen. Vor einem Haufen von Ziegeln, Beton und anderen Trümmern beklagt die Familie den Verlust ihres einstigen Zuhauses. Eine „Warnrakete“ habe das Gebäude fünf Minuten vor dem Luftangriff getroffen, so dass alle noch mit ihrem Leben davonkommen konnten. Familienmitglied Ahmed al-Astal, ein Universitätsprofessor, beschrieb die Schrecksekunden vor dem Bombeneinschlag gegenüber der Nachrichtenagentur AP: Männer, Frauen und Kinder seien sofort panisch aus dem Gebäude gerannt, teilweise seien sie nicht einmal vollständig bekleidet gewesen.
„Wir waren gerade auf die Straße gegangen, atemlos, als das verheerende Bombardement begann“, erzählt der Professor. Der Angriff habe nichts als Zerstörung hinterlassen, während die Schreie der Kinder die Straße erfüllt hätten. „Dies geschieht, und es gibt niemanden, der uns hilft. Wir flehen Gott an, uns zu helfen.“
Ein weiterer Einschlag im nahegelegenen Dair al-Balah tötete Angaben von Zeugen zufolge einen Mann, dessen Frau und deren zweijährige Tochter. Iyad Salha, der Bruder des getöteten Mannes, sagte, die Familie habe sich gerade zum Mittagessen hingesetzt, als die Rakete einschlug und sie auslöschte.
Das israelische Militär bestätigte unterdessen, es habe Ziele rund um die Städte Chan Yunis und Rafah angegriffen, wobei 52 Flugzeuge innerhalb von 25 Minuten 40 Ziele getroffen hätten. Die Verantwortung für die zivilen Opfer und die immense Zerstörung der Infrastruktur lehnte die Armee jedoch ab.
Armeesprecher Jonathan Conricus sagte in einer Videokonferenz, Bilder von zerstörter Infrastruktur seien in bewaffneten Auseinandersetzungen dieser Art ein Normalfall. Die israelischen Streitkräfte bombardierten Straßen, weil sich darunter die meisten Tunnel der Hamas befänden. Das ergebe eben ein Bild der Zerstörung, so der Armeesprecher.
Auch sei beispielsweise eine Explosion, die acht Mitglieder einer palästinensischen Familie getötet habe, durch eine fehlgezündete Rakete aus Gaza selbst verursacht worden. Das sei die Schuld der Hamas und nicht jene Israels. Zudem benutze die Hamas Wohnhäuser als Ausgangspunkt für ihre Angriffe. Israel bevorzuge es, Straßen zu bombardieren und keine Häuser, betonte Conricus – aber nur, wenn die Soldaten „eine Wahl haben“.