Die in Istanbul lebenden Uiguren protestieren bereits seit zwei Wochen vor dem chinesischen Konsulat und fordern Informationen über den Zustand ihrer Familienmitglieder, die in Konzentrations- und Zwangsarbeitslagern in China festgehalten werden.
Sie hätten schon seit Jahren nichts mehr von ihren Familienmitgliedern in China gehört und keinen Kontakt herstellen können, so die Demonstranten – darunter Akademiker, Geschäftsleute und Beamte. Mit Transparenten und Plakaten in vier verschiedenen Sprachen versuchten sie, auf die Notlage ihrer Familienangehörigen aufmerksam zu machen.
Bislang habe keiner der chinesischen Konsulatsmitarbeiter mit ihnen gesprochen, sagte einer der Demonstranten gegenüber der Nachrichtenagentur Anadolu am Mittwoch.
Ömer Faruk Yazıcı, ein Politiker der türkischen Saadet-Partei, nahm am Mittwoch ebenfalls an dem Protest teil. Yazıcı sprach vor den Demo-Teilnehmern und erhob schwere Vorwürfe gegenüber der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh). „Heute wird nicht nur die Geschichte von Einzelnen gestohlen und ausgelöscht, sondern die einer ganzen Nation.“
Er prangerte die „inhumane“ Politik der chinesischen Regierung an. „Noch bestürzender ist, dass die ganze Welt angesichts dieser Gräueltaten schweigt“, fügte Yazıcı hinzu.
Peking wird international wegen seiner Politik im Uigurischen Autonomen Gebiet Xinjiang scharf kritisiert. Politiker und NGOs wie Amnesty International und Human Rights Watch beschuldigen China mit der kulturellen, religiösen und wirtschaftlichen Diskriminierung von Uiguren, Kasachen und weiteren muslimischen Turkvölkern in der Region.
Mindestens eine Million Menschen sind bisher nach Angaben von US-Beamten und UN-Experten in einem expandierenden Netzwerk von Umerziehungslagern inhaftiert worden. Der KPCh werden schwere Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen. Zudem gab es wiederholt Berichte über Zwangsarbeit unter anderem auf Baumwollfeldern oder Zwangssterilisation von uigurischen Frauen.