Das Forschungsteam der sechsten Nationalen Antarktis-Wissenschaftsexpedition ist am Dienstag nach einer 46-tägigen Reise in die Türkei zurückgekehrt. Der für die Logistik des Expeditionsteams verantwortliche Özgün Oktar erklärte gegenüber Nachrichtenagentur Anadolu (AA), alle geplanten Forschungsstudien seien erfolgreich abgeschlossen worden. Seit dem 22. Januar habe das 20-köpfige Wissenschaftsteam 36.000 Kilometer auf dem kältesten Kontinent der Welt zurückgelegt und dabei zahlreiche Feldstudien durchgeführt, so Oktar.
Die Feldstudien hatten demnach am 14. Februar auf Horseshoe Island begonnen, wo sich eine vorübergehende türkische Forschungsbasis befindet. Anschließend sei das Team zur Dismal-Insel weitergezogen, auf der die Türkei eine GNSS-Station (Global Navigation Satellite Systems) betreibt.
Der für die wissenschaftlichen Studien verantwortliche Hasan Hakan Yavaşoğlu erklärte, dass die Arbeit des Expeditionsteams in zahlreichen akademischen Bereichen angesiedelt sei: in den Geistes- und Geowissenschaften sowie in der Physik und Astronomie. „Wir haben 86 Veröffentlichungen“, betonte Yavaşoğlu. Dies sei eine relativ hohe Zahl, wenn man das mit anderen Ländern vergleiche, die ebenfalls in der Antarktis forschten. Die Reise habe sich insbesondere für Biologen als produktiv erwiesen.
400 Flechten- und 35 Kilogramm Gesteinsproben
Die Studien umfassten laut Yavaşoğlu 14 Projekte, unter anderem zur Untersuchung von Meeres- und Seesedimenten sowie Studien zur Sonneneinstrahlung und Strahlungsreflexion. Die Teilnehmer hätten dabei 400 Flechten- und 35 Kilogramm Gesteinsproben gesammelt.
Im April 2016 hatte zum ersten Mal ein türkisches Forscherteam die Antarktis bereist, um die Auswirkungen des Klimawandels zu untersuchen. Drei Jahre später wurde die erste türkische Polarstation errichtet. An den Expeditionen nehmen auch Gastforscher aus anderen Ländern teil.
Bevor 2019 die temporäre Forschungsbasis auf der Horseshoe-Insel in der Antarktis eingerichtet wurde, hatte die ukrainische Vernadsky-Station die Expeditionsteams aus der Türkei unterstützt.
Türkei will Beobachter im arktischen Rat werden
Die Türkei trat dem Antarktisvertrag im Jahr 1996 bei. Der Vertrag wurde im Dezember 1959 in Washington von 12 Ländern unterzeichnet und führte 1996 zur Gründung des sogenannten Arktischen Rats. 2015 beantragte die Türkei den Status als Beobachter. Den Vorsitz des Rates hat aktuell Russland inne.
Das zwischenstaatliche Forum soll die Zusammenarbeit und Koordinierung zwischen den acht arktischen Anrainerstaaten Dänemark, Finnland, Island, Kanada, Norwegen, Russland, Schweden sowie den Vereinigten Staaten fördern. Zudem dient es zum Interessenausgleich zwischen den Mitgliedsstaaten und den indigenen Völkern in der Region.
Als Reaktion auf den russischen Überfall auf die Ukraine kündigten am 3. März alle Mitgliedsstaaten mit Ausnahme Russlands an, vorerst nicht mehr an Treffen des Rates teilzunehmen.