Die Stadt Köln wird ein Denkmal bekommen, das an die Anschläge der rechtsextremistischen NSU-Terrorzelle in der Domstadt in den Jahren 2001 und 2004 erinnern soll. Dies beschloss der Stadtrat am Dienstag. Dem Vorhaben war ein jahrelanger Streit um den von Stadt und Opferverbänden favorisierten Standort an der Keupstraße vorangegangen.
Nun wurde, wie die Stadt mitteilt, ein etwa 550 Quadratmeter großer Platz an der Ecke Keupstraße/Schanzenstraße als öffentlicher Raum für die Errichtung des Denkmals gewidmet. Dieser wird den Namen „Birlikte-Platz“ („Platz der Gemeinsamkeit“) tragen. Nachdem der frühere Eigentümer des Areals, ein privater Investor, dieses nicht für kommunale Zwecke zur Verfügung stellen wollte, hat sich nach einem Eigentümerwechsel das Unternehmen Gentes als Erwerber dazu bereit erklärt.
Denkmal in der Keupstraße – Gedenktafel in der Probsteigasse
In der Ratssitzung wurde auch das Konzept des Künstlers Ulf Aminde angenommen, der bereits zuvor von einer Jury einstimmig zum Sieger eines künstlerischen Wettbewerbs zur Gestaltung des Mahnmals erklärt worden war. Der Rat beauftragte einer Presseerklärung zufolge außerdem die Verwaltung mit der „Prüfung einer partizipativen Gestaltung des Platzes“. Ziel sei es, in unmittelbarer Nähe des Denkmals auch einen Begegnungsraum für Veranstaltungen schaffen zu können.
Für die Errichtung des Denkmals hat der Rat einen Etat von 60.000 Euro vorgesehen. Zusätzlich sollen jährlich 15.000 Euro zur Verfügung gestellt werden „für Veranstaltungen am Ort des Denkmals und die Entwicklung von Filmen, um den modernen und nachhaltigen Charakter des Denkmals zu gewährleisten“. In der Probsteigasse soll zudem eine Gedenktafel zur Erinnerung an den dortigen NSU-Anschlag angebracht werden.
Die Keupstraße, die stark durch Unternehmen von Gewerbetreibenden aus der türkischen Einwanderercommunity geprägt ist, war am 9. Juni 2004 Ziel eines Nagelbombenattentats. Wie erst nach der Selbstenttarnung der Terrorzelle im November 2011 bekannt wurde, hatten Mitglieder des NSU die Bombe vor einem Frisörsalon gezündet. Dabei wurden 22 Menschen verletzt, vier davon schwer.
OB Reker: „Wichtiges Zeichen der Solidarität“
Bereits dreieinhalb Jahre zuvor, am 19. Januar 2001, explodierte in einem Laden in der Kölner Probsteigasse ein Sprengsatz, der die damals 19-jährige Tochter des Besitzers schwer verletzte. Über Jahre hinweg hatten Sicherheitsbehörden vor allem im Umfeld der Opfer ermittelt. Hinweise, die auf eine rassistische Motivation hinter den Anschlägen hindeuteten, wurden weithin ignoriert.
Oberbürgermeisterin Henriette Reker zeigte sich zufrieden, dass der Weg für das Denkmal nun frei ist, zumal sie sich stets für dieses Vorhaben eingesetzt habe. In einem Statement erklärt sie:
„Es ist ein wichtiges Zeichen der Solidarität mit den Opfern rechten Terrors. Die Auseinandersetzung mit den Taten von damals darf nicht beendet sein. Wir brauchen eine Erneuerung und ein stärkeres Bekenntnis zu unserer wehrhaften Demokratie, um unsere Werte Meinungsfreiheit, Vielfalt und Solidarität vor Angriffen, wie wir sie auch in Köln erleben mussten, zu schützen.“