Nach dem Unwetter in Rheinland-Pfalz (dpa)
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Nach der Unwetterkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen steigt die Zahl der Toten weiter. In Rheinland-Pfalz meldete die Polizei am Samstagmorgen über 90 Opfer allein im Raum Ahrweiler. Damit erhöhte sich die Gesamtzahl der bestätigten Todesopfer in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen auf mehr als 133. Allerdings werden zahlreiche Menschen weiterhin vermisst. Die Lage in den betroffenen Regionen blieb auch in der Nacht zu Samstag stark angespannt und unübersichtlich. Im Zusammenhang mit der Hochwasserkatastrophe im Raum Ahrweiler habe sich die Todeszahl „leider auf über 90 erhöht“, schrieb die Polizei Koblenz am Samstagmorgen auf Twitter. Weitere Tote seien zu befürchten. Die Zahl der Verletzten stieg demnach auf mehr als 600. Die Gesamtzahl der bestätigten Todesopfer in NRW lag am Freitagabend bei 43. Mit Angaben zur Zahl der Vermissten hielten sich die Behörden überwiegend zurück. Da in mehreren Gegenden das Mobilfunknetz und die Telefonleitungen weiterhin unterbrochen waren, gab es keine Möglichkeit der telefonischen Kontaktnachverfolgung. Im besonders schwer getroffenen Ahrtal waren nach Polizeiangaben auch am Samstagmorgen die meisten Straßen weiterhin gesperrt oder nicht mehr befahrbar. Unter den Todesopfern im rheinland-pfälzischen Kreis Ahrweiler waren auch zwölf Bewohner eines Behindertenwohnheims in Sinzig, die hilflos ertranken.

Insgesamt 700 Menschen evakuiert

Nach dem Bruch des Damms im nordrhein-westfälischen Kreis Heinsberg wurde dort die Ortschaft Ohe vollständig evakuiert, wie eine Sprecherin der Kölner Bezirksregierung der Nachrichtenagentur AFP sagte. Dort und im Ort Ophoven waren insgesamt 700 Menschen von den Evakuierungen betroffen.

Nach dem Unwetter in Rheinland-Pfalz (DPA)

Dramatische Szenen spielten sich im südlich von Köln gelegenen Erftstadt ab. Die über die Ufer getretene Erft unterspülte zahlreiche Häuser und brachte diese ganz oder teilweise zum Einsturz. Es kam zu Erosion, wodurch größere Bodenbereiche wegbrachen. Durch die Überschwemmungen wurden zahlreiche Straßen und Bahnstrecken unbefahrbar gemacht. Im Fernverkehr der Deutschen Bahn kam es zu vielen Ausfällen. „Flutkatastrophe von historischem Ausmaß“ Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier will am Samstag zusammen mit NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) den besonders von der Katastrophe betroffenen Rhein-Erft-Kreis besuchen. Laschet sprach von einer „Flutkatastrophe von historischem Ausmaß“. Die Zahl der Toten übertrifft mittlerweile um ein Mehrfaches jene der sogenannten Jahrhundertflut aus dem Jahr 2002, bei der in Sachsen 21 Menschen gestorben waren.

Bundespräsident zu Unwetter und Hochwasser (DPA)

Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock machte sich nach eigenen Angaben am Freitag in Rheinland-Pfalz ein Bild der Zerstörung. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) plant nach Angaben aus dem Kanzleramt einen „baldigen Besuch im Katastrophengebiet“. Unterdessen nahmen die Rufe nach raschen Hilfen für die betroffenen Menschen und Gebiete zu. Angesichts der weitgehenden Zerstörung von Infrastruktur sei ein „nationaler Kraftakt des Bundes und der betroffenen Bundesländer“ erforderlich, sagte der Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebundes, Gerd Landsberg, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Der Wiederaufbau müsse von Bund und Ländern „schnell und unbürokratisch organisiert und finanziert“ werden.

16.07.2021, Rheinland-Pfalz, Bad Neuenahr-Ahrweiler: Feuerwehrleute besprechen ihren Einsatz in der Gemeinde Schuld am Tag nach der Hochwasserkatastrophe. Starkregen führte zu extremen Überschwemmungen. (DPA)

FDP fordert Aufstockung von Aufbauhilfefonds Die FDP forderte die Aktivierung des Aufbauhilfefonds, den die Bundesregierung nach der Flutkatastrophe von 2013 auf den Weg gebracht hatte „Dieser sollte aufgestockt und genutzt werden“, sagte der Parlamentarische Geschäftsführer der FDP-Bundestagsfraktion, Marco Buschmann, dem RND. Dafür müsse sofort eine Sondersitzung des Bundestags einberufen werden. Das Bundeskabinett will am Mittwoch über Hilfen beraten, wie ein Sprecher des Bundesfinanzministeriums mitteilte. Ressortchef Olaf Scholz (SPD) führe Gespräche innerhalb der Bundesregierung, um schnelle Hilfe zu leisten. Auch Belgien wurde von den Unwettern hart getroffen. Regierungschef Alexander De Croo rief für Dienstag einen nationalen Trauertag aus. Neben 20 bestätigten Todesopfern wurden in Belgien 20 weitere Menschen noch vermisst. „Dies könnten die katastrophalsten Überschwemmungen sein, die unser Land je gesehen hat“, sagte De Croo.

AFP