In mehr als 50 deutschen Städten haben sich am Donnerstagabend tausende Menschen zu Mahnwachen für die Terroropfer von Hanau versammelt und sich gegen rechten Terror solidarisiert.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) und Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD) sprachen in Hanau vor rund 5000 Menschen.
In seiner Gedenkansprache nach dem Anschlag von Hanau rief Bundespräsident Steinmeier zu gesellschaftlichem Zusammenhalt und Zivilcourage auf. Die Gesellschaft müsse „einig sein gegen Hass, Rassismus und Gewalt“.
„Heute ist die Stunde, in der wir zeigen müssen: Wir stehen als Gesellschaft zusammen, wir lassen uns nicht einschüchtern, wir laufen nicht auseinander“, sagte Steinmeier.
Steinmeier rief die Bürger zu gelebter Rücksichtnahme und Solidarität auf. Dies sei das „stärkste Mittel gegen den Hass“, sagte er. „Halten wir dagegen, wenn Einzelnen oder Minderheiten in unserem Land die Würde genommen wird“, mahnte er. „Achten wir auf unsere Sprache in der Politik, in den Medien, überall in der Gesellschaft.“ Den Anschlag von Hanau bezeichnete er als einen „brutalen Akt terroristischer Gewalt“.
Friedliche Gedenkveranstaltungen gab es nach Angaben der Polizei auch in Frankfurt, Kassel, Fulda, Gießen oder in Darmstadt. In Frankfurt versammelten sich an der Paulskirche nach Polizeiangaben rund 3500 Menschen.
Auch in Berlin haben mehrere Hundert Menschen, darunter etliche prominente Politiker, am Brandenburger Tor sowie auf dem Hermannplatz der Opfer des Anschlags von Hanau gedacht. Sie bildeten eine große Menschenkette rund um das Tor. Einige hielten Kerzen in den Händen und legten Blumen an dem Bauwerk ab. Vereinzelt waren Europaflaggen zu sehen. Auf einem Schild stand zu lesen: „Wir trauern um die Opfer von Hanau, Halle, Kassel, Mölln etc. Stoppt Hass und Hetze in den asozialen Medien“.
Mit einer Schweigeminute vor dem Spiel der Fußball-Europa League zwischen Eintracht Frankfurt und Red Bull Salzburg ist den Opfern der Gewalttat von Hanau gedacht worden. Zudem spielten die beiden Mannschaften am Donnerstagabend in der mit 47.000 Zuschauern ausverkauften Commerzbank-Arena mit Trauerflor. Wie der Bundesligist mitteilte, geschieht dies „in Gedenken an die Betroffenen und als klares Zeichen gegen jegliche Form von Rassismus und Extremismus“.
Hanau liegt etwa 20 Kilometer östlich von Frankfurt. „Hanau ist eine Fan-Hochburg der Eintracht, auch mit Anhängern mit Migrationshintergrund“, sagte Eintracht-Vorstand Axel Hellmann vor dem Spiel.
Bei dem rechtsradikalen und rassistischen Anschlag hatte ein Deutscher am Mittwochabend und in der Nacht zu Donnerstag in Hanau neun Menschen mit Migrationshintergrund erschossen, mehrere wurden verletzt. Stunden später entdeckte die Polizei die Leiche des 43-jährigen Todesschützen Tobias R. in seiner Wohnung. Dort fanden die Ermittler auch die Leiche seiner 72-jährigen Mutter. Es wird davon ausgegangen, dass der rechtsextreme Terrorist erst seine Mutter und dann sich erschoss.