Der mutmaßliche Halle-Attentäter Stephan B. hat einem Medienbericht zufolge eine Karriere bei der Bundeswehr angestrebt. Wie die „Bild am Sonntag“ berichtet, bewarb sich B. rund ein Jahr vor dem Anschlag auf die Synagoge in Halle an einem Karrierecenter der Bundeswehr in Berlin als Mannschaftssoldat. Als Priorität für seine Verwendung nannte er demnach Fallschirmjäger, Scharfschütze oder Sicherungssoldat.
Als gewünschten Dienstantritt habe B. in seiner Bewerbung Dezember 2018 oder Januar 2019 angegeben. Einen Tag vor einem geplanten Eignungstest habe er seine Bewerbung dann aber per E-Mail zurückgezogen.
Der Prozess gegen B. beginnt am Dienstag vor dem Oberlandesgericht (OLG) Naumburg. Angeklagt ist er unter anderem wegen zweifachen Mordes. Er soll am 9. Oktober vergangenen Jahres während der Feierlichkeiten zum jüdischen Feiertag Jom Kippur versucht haben, bewaffnet und unter Einsatz von Sprengsätzen in die Synagoge in Halle an der Saale einzudringen. Dort hielten sich zu diesem Zeitpunkt 52 Menschen auf.
Nachdem ihm sein Vorhaben nicht gelang, erschoss B. den Ermittlungen zufolge auf offener Straße eine Frau, drang in einen Dönerimbiss ein und tötete dort einen Mann. Auf seiner Flucht verletzte er zwei weitere Menschen schwer. Die Ermittler gehen davon aus, dass B. aus antisemitischen und rassistischen Motiven handelte.
Der Rechtsanwalt Mark Lupschitz, der neun Betroffene des Anschlags vertritt, sagte der „Bild am Sonntag“, dass viele Überlebende des Anschlags an der Gerichtsverhandlung teilnehmen wollten. „Für sie geht es darum herauszufinden, wie es zu dieser Tat kommen konnte. Es ist ihnen wichtig, dass eventuelle Mitwisser und Förderer des Anschlags aufgedeckt werden“, sagte Lupschitz der Zeitung.
19 Juli 2020
AFP
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