Die Initiative „Gemeinsam gegen Terror und antimuslimischen Rassismus“ der Hanauer Vereine und Moscheegemeinden hat auch in diesem Jahr zu einer Gedenkveranstaltung für die Opfer des rassistischen Anschlages von 2020 eingeladen.
Die Bundesvorsitzende der SPD, Saskia Esken, sowie Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky nahmen als Gäste teil und steuerten Redebeträge bei. Angehörige der Opferfamilien sprachen über die schwersten Stunden ihres Lebens und ihre Erfahrungen mit Ermittlungsbehörden, Politik und gesellschaftlichen Reaktionen.
Ziel rassistischer Anschläge ist Zerstörung des Miteinanders
„Wir gedenken am Jahrestag des rechtsextremen Terroranschlags der Terroropfer Gökhan Gültekin, Hamza Kurtović, Said Nesar Hashemi, Vili Viorel Păun, Mercedes Kierpacz, Kaloyan Velkov, Fatih Saraçoğlu, Sedat Gürbüz, Ferhat Unvar“, heißt es in einer Presseerklärung der Initiative, „und bekunden in dieser schwierigen Zeit unsere uneingeschränkte Solidarität sowie unsere aufrichtige Anteilnahme mit den Angehörigen und den Überlebenden.“
Für die Betroffenen des rassistisch motivierten Anschlages mit neun Todesopfern sei „eine Welt, ein Stück Heimat weggebrochen“. Es seien Hanauer Bürger und Kinder dieser Gesellschaft gewesen, die einem feigen Anschlag zum Opfer fielen.
Das Ziel der rassistisch motivierten Anschläge der vergangenen Jahre sei es, das friedliche Zusammenleben von Menschen verschiedener Kulturen und Religionen in Deutschland zu zerstören.
Vertrauen in Sicherheitsbehörden durch Skandale erschüttert
Die Initiative macht zudem darauf aufmerksam, dass alleine in den vergangenen Jahren mehr als 1000 islamfeindliche Straftaten statistisch erfasst wurden. Diese Zahlen stellten nur die Spitze des Eisbergs dar. Anschläge auf Moscheen, Schüsse auf betende Gläubige, Schändung islamischer Gräber und verbale sowie tätliche Angriffe auf kopftuchtragende Frauen gehörten in Deutschland zum traurigen Alltag.
Darüber hinaus habe das Vertrauen der Menschen in die Sicherheitsbehörden unter diversen Skandalen gelitten. Diese reichten von gehäuften Ermittlungsfehlern und Verdachtsmomenten für Verharmlosung und Verschleierung bis hin zur Enttarnung der Teilnahme von SEK-Beamten an rechtsextremen Chatgruppen.
Dass gerade das beteiligte SEK die Ermittlungen in der Tatnacht von Hanau angeführt hätte, sei „blanker Zynismus, der wieder tiefe seelische Wunden bei den Überlebenden und den Hinterbliebenen aufgerissen hat“.
Mutige Kommunalpolitiker als Gegenbeispiel
Es sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, so die Initiative, den „ausufernden antimuslimischen Rassismus im Keim zu ersticken“. Die Täter und ihre Unterstützer aus Institutionen sowie Organisationen müssten mit allen rechtsstaatlichen Mitteln für ihre Taten zur Rechenschaft gezogen werden. Eine Wiederholung eines weiteren terroristischen Anschlages müsse zukünftig „zwingend mit allen vorhandenen geheimdienstlichen Instrumenten verhindert werden“.
Gleichzeitig würdigte man in der Erklärung aber auch explizit die Bemühungen couragierter Kommunalpolitiker wie des Monheimer Bürgermeisters Daniel Zimmermann oder der Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker, die sich für die Interessen der muslimischen Gemeinden eingesetzt hätten.
In beiden Gemeinden war eine Vereinbarung bezüglich des muslimischen Gebetsrufs getroffen worden. In Monheim wurde der muslimischen Gemeinde sogar kostenfrei ein Grundstück für den Bau einer Moschee zur Verfügung gestellt.