Ein engagierter Bewohner des slowakischen Dorfes Vinodol und einige Jungen aus der örtlichen Roma-Community haben in Eigenregie einen alten jüdischen Friedhof restauriert. Dies berichtet Reuters. Der Totenacker, der an jenen der katholischen Gemeinde des 80 Kilometer von Bratislava entfernten Ortes angrenzt, war seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr gepflegt worden.
Der Friedhof war über die Jahrzehnte hinweg überwuchert und unter seine ursprüngliche Oberfläche versunken. Wie in vielen anderen europäischen Ländern war die jüdische Gemeinde im Holocaust ausgelöscht worden. Seither kümmerte sich niemand mehr um den jüdischen Friedhof von Vinodol.
Dem Zentralverband der jüdischen Gemeinschaften des Landes zufolge wurden 105.000 slowakische Juden von den Nationalsozialisten und ihren Verbündeten ermordet. Heute leben nur noch etwa 3000 Juden in der Slowakei.
Solidarität unter Verfolgten des Nationalsozialismus
Die Restauration des jüdischen Friedhofs von Vinodol ging auf die Initiative des 73-jährigen Vladimir Spanik zurück. Mehrere Kinder aus der örtlichen Roma-Community erklärten sich bereit, freiwillig die Ambitionen Spaniks zu unterstützen. Wie die Juden stellten auch Sinti und Roma eine Gemeinschaft dar, die von den Nationalsozialisten zur Ausrottung vorgesehen war. Dies, so Spanik zu Reuters, habe der gemeinsamen Arbeit noch einmal eine besondere Bedeutung verliehen.
Die Freiwilligen schnitten Gras, Unkraut und Geäst weg, hoben Dutzende Grabsteine aus und säuberten diese in aufwändiger Kleinarbeit. Spanik erklärte, hauptsächliche Motivation der Kinder sei es gewesen, ihm als altem Mann helfen zu wollen: „Das zentrale Thema für mich war es aber, ihnen zu helfen, den Holocaust zu begreifen und was für eine böse Zeit das sowohl für Juden als auch für Roma war.“
Die meisten Jungen, die sich beteiligten, wussten nichts über Holocaust-Erfahrungen ihrer eigenen Familien, so Spanik. Mittlerweile gebe es jedoch innerhalb der Community ein hohes Maß an Resonanz für das Thema.
Zentralverband der Juden: „Können nur kleinen Teil betreuen.“
Der 15-jährige Franko Lakatos erklärte gegenüber Reuters, sein Einsatz am Friedhof habe ihm sowohl in der Schule als auch zu Hause großes Lob eingebracht: „Wir suchen nach den Grabsteinen, graben sie aus“, schildert er, „es waren 32 Steine, ich habe einen großen gefunden.“
Die jüdische Gemeinschaft in der Slowakei dankte den Freiwilligen für ihren Einsatz. Sie sei in Eigenregie nicht in der Lage, alle 700 bis 750 bekannten jüdischen Friedhöfe im Land zu betreuen, erklärte Henrich Stern vom Zentralverband:
„Wir können nur einen kleinen Teil in irgendeiner Weise betreuen, leider fehlt es uns für mehr an finanziellen und personellen Ressourcen.“
Er bat darum, die zutage gebrachten Steine an einer Seite des Friedhofs zu platzieren, da diese nicht eindeutig dazugehörigen Gräbern zugeordnet werden konnten.