Nach Ausschreitungen an einer Polizeiwache in Brüssel sind 116 Menschen vorläufig festgenommen worden. Dies teilte Justizminister Vincent Van Quickenborne in der Nacht zum Donnerstag mit, wie die Nachrichtenagentur Belga meldete.
Am Mittwoch hatten etwa 500 Menschen in der Nähe der Wache gegen den Tod eines 23-Jährigen Schwarzen protestiert, der nach einer Corona-Kontrolle durch die Polizei starb.
Am Abend steckten Demonstranten nach Angaben der Polizei Mülleimer in Brand, schlugen Scheiben ein und beschädigten sechs Autos. Ein Demonstrant und vier Polizisten wurden verletzt.
Zeitweise steckte König Philippe in seinem Auto in der Demonstration fest, wie mehrere Medien berichteten. Der König sei auf dem Weg vom Palast in der Brüsseler Innenstadt zum Schloss Laken im Norden der Stadt gewesen, schrieb „De Standaard“. Sein Auto sei aber nicht angegriffen worden. Straßenbahnen blockierten zeitweise die Weiterfahrt. Nach kurzer Zeit konnten der König sowie ein Wagen mit Leibwächtern weiterfahren, wie auf einem Video zu sehen war.
Der Tod des 23-Jährigen geht nach ersten Erkenntnissen auf Herzversagen zurück, wie Belga berichtete. Die Staatsanwaltschaft hatte den Fall am Montag so geschildert: Die Polizei habe am Samstagabend in Brüssel eine Gruppe kontrolliert, die sich trotz geltender Corona-Beschränkungen versammelt hatte. Der Mann sei daraufhin geflohen, aber schnell gefasst und zum Verhör zur Polizeistation gebracht worden. Dort habe er das Bewusstsein verloren und sei wenig später im Krankenhaus gestorben.
Polizisten ließen Opfer minutenlang am Boden liegen
Laut dem Anwalt der Familie ließ die Polizei den jungen Mann zunächst fünf Minuten lang auf dem Boden liegen, wie „The Brussels Times“ berichtete.
„Diese Minuten ohne Versorgung sind entscheidende Momente, in denen Ibrahima hätte gerettet werden können. Die Beamten haben ihn zum Sterben zurückgelassen“, sagte der Anwalt gegenüber dem Nachrichtenportal „Bruzz“. „Das ist inakzeptabel. Leider sehen wir in Brüssel, dass dies keine Ausnahme ist.“
„Die Familie des verstorbenen jungen Mannes und ihr Rechtsbeistand haben sich heute Morgen mit der Staatsanwaltschaft getroffen, um Antworten auf einige ihrer Fragen zu erhalten“, informierte die Staatsanwaltschaft am Mittwochnachmittag in einer Pressemitteilung. Die Staatsanwaltschaft versicherte, „alle Mitte“ einzusetzen, „um Licht in das Geschehen zu bringen“.
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