Landesweite Streiks haben am Donnerstag in Griechenland den Verkehr weitgehend lahmgelegt. Betroffen waren unter anderem sämtliche In- und Auslandsflüge mit Ausnahme von Notflügen. Bestreikt wurden auch der Fährverkehr, der Bahnverkehr und der öffentliche Nahverkehr in den Großstädten. Zudem gingen die Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes und die Beschäftigten des Gesundheitssektors in den Ausstand. Die großen Gewerkschaften des Landes hatten einmal mehr zu den Arbeitsniederlegungen aufgerufen - die Menschen fordern die vollständige Aufklärung des schweren Zugunglücks mit 57 Toten vor gut zwei Wochen.
Für die Mittagszeit waren in zahlreichen Städten des Landes Demonstrationen angekündigt. Grund für die zuletzt vielen Streiks und Demonstrationen ist neben der Empörung der Bürger über den schlechten Zustand der griechischen Bahn der Vorwahlkampf. Bis spätestens Anfang Juli müssen in Griechenland Parlamentswahlen stattfinden, ein Termin steht noch nicht fest. Oppositionsparteien mobilisieren schon jetzt ihre Mitglieder, an den Streiks und Demonstrationen teilzunehmen, um die amtierende konservative Regierung unter Druck zu setzen.
Die laufenden Ermittlungen zu dem Frontalzusammenstoß eines Personen- mit einem Güterzug bringen enorme Missstände bei der Bahn ans Tageslicht. So war der Bahnhofsvorsteher, der den Personenzug auf die falschen Gleise schickte, auf seinem Posten nachweislich völlig überfordert. Auch funktionierten die technischen Sicherheitssysteme seit Jahren nur zum Teil oder gar nicht. Sämtliche Regierungen der vergangenen 20 Jahre hätten in Sachen Bahn vollständig versagt, ist die einhellige Meinung.