Der Generalsekretär der Islamischen Gemeinschaft (IGMG), Bekir Altaş, hat die politischen Maßnahmen der französischen Regierung gegen Muslime kritisiert. Diese seien von Populismus und Opportunismus getrieben, sagte er in einem am Dienstag veröffentlichten Gespräch mit der Nachrichtenagentur Anadolu (AA).
Weil sich die IGMG geweigert hatte, die umstrittene „Grundsatz-Charta für den Islam in Frankreich" zu unterzeichnen, war sie ins Visier der französischen Regierung unter Emmanuel Macron geraten. Innenminister Gérald Darmanin bezeichnete die muslimische Vereinigung als „Feind der Republik“ und Vertreter des „politischen Islams“.
Instrumentalisierung des Islam
Der Islam werde in Frankreich für den Wahlkampf instrumentalisiert, beklagte der IGMG-Generalsekretär. 2022 stehen die Präsidentschaftswahlen im Land an.
Altaş sagte, die Auferlegung der „Grundsatz-Charta“ sei eine der „populistischsten Entscheidungen“ der Regierung und „entfremde“ Muslime.
„‚Separatismusgesetz‘ betrifft alle Religionsgemeinschaften“
„Der Staat hat sich gemäß dem Prinzip des Laizismus nicht in die inneren Angelegenheiten der Religionsgemeinschaften einzumischen“, so Altaş. Das gelte auch für die Ausbildung von Imamen und die Werte, nach denen man sich richte.
Die IGMG in Frankreich sei mit falschen Anschuldigungen konfrontiert, obwohl sie ihre Arbeit transparent und im gesetzlichen Rahmen durchführe. Das Vorgehen der Macron-Regierung gegen muslimische Gemeinschaften sei unverhältnismäßig. Zudem betreffe das umstrittene „Separatismusgesetz“ nicht nur Muslime, sondern alle Religionsgemeinschaften, da es gegen das Säkularismusgesetz verstoße.
Der derzeitige Umgang mit den Religionsgemeinschaften, insbesondere Muslimen, werde schlussendlich das Verständnis von Laizismus in Frankreich bestimmen. „Wird es in Frankreich ein Laizismus-Verständnis geben, das die Religion aus der Öffentlichkeit ausschließt oder ein Laizismus-Verständnis, das mit religiösen Gemeinschaften kooperiert?“, so Altaş.