Das gesamte österreichische Bundesland Tirol wird ab Donnerstag wegen der Ausbreitung des Coronavirus unter Quarantäne gestellt. „Wir erlassen Quarantäneverordnungen für alle 279 Tiroler Gemeinden. Das bedeutet: Die Gemeinde darf nur dann verlassen werden, wenn es um die Deckung der Grundversorgung geht, um die Daseinsvorsorge oder um zur Arbeit zu kommen – und dann nur zum nächstgelegenen Ort“, teilte Tirols Landeschef Günther Platter am Mittwochabend via Facebook mit. „Sofern es einen Arzt, eine Apotheke, einen Lebensmittelhandel und eine Bank im Ort gibt, darf die Gemeinde für diese Zwecke nicht verlassen werden.“
Tirol wird sich zudem als einzelnes Bundesland noch stärker von seinen Nachbarn isolieren. „Das heißt, dass nur jene nach Tirol einreisen können, die in Tirol zu Hause sind oder in der kritischen Infrastruktur oder Versorgung arbeiten“, schrieb Platter bei Facebook. Der Warenverkehr sei unter bestimmten Voraussetzungen gestattet. „Dass sich Tirol selbst isoliert, ist absolut notwendig. Weil wir verhindern wollen, dass einerseits das Virus von Tirol aus weiterverbreitet wird und wir uns andererseits auch zusätzlich schützen können.“
In Tirol wurden laut dem Landeschef bisher 474 bestätigte Fälle von Sars-CoV-2-Infektionen gezählt - mehr als in jedem anderen österreichischen Bundesland. Zuletzt wurde Kritik laut, dass Tirol zu zaghaft und nicht konsequent genug gehandelt habe, um das Virus einzudämmen. Vor allem durch den Skitourismus, der am Sonntag eingestellt wurde, dürfte sich das Virus schnell verbreitet haben.
In Spanien steigt die Zahl der Infizierten und Todesfälle
Die Zahl der Coronavirus-Infektionen ist in Spanien am Mittwoch um etwa auf 14.769 gestiegen. Innerhalb von 24 Stunden sei die Zahl der Toten von 525 auf 598 gestiegen, teilte das Gesundheitsministerium in Madrid mit. Nach Italien ist Spanien das Land in Europa, das derzeit am stärksten von der Corona-Krise in Mitleidenschaft gezogen wird.
Am stärksten betroffen ist in Spanien die Region Madrid. Dort hatten die Behörden bis Mittwochabend mehr als 5600 Menschen gezählt, die sich mit dem Covid-19-Erreger Sars-CoV-2 infiziert haben. Die Zahl der Toten lag bei 390.
Der Leiter der Behörde für Gesundheitliche Notfälle (CCAES), Fernando Simón, stellte am Mittwoch dennoch etwas Positives fest: Die Geschwindigkeit der Zunahme der Infektionen habe sich zuletzt verlangsamt. Man müsse aber alle Daten und Statistiken weiterhin mit Vorsicht genießen, betonte der Experte auf seiner täglichen Pressekonferenz.
Rund 3000 Todesfälle in Italien
In Italien gibt es inzwischen mehr als 35.700 nachweislich mit dem Coronavirus infizierte Menschen. Die Zahl der Toten im Zuge der Pandemie stieg um mehr als 470 auf rund 3000. Diese Zahlen gab der Zivilschutz in Rom am Mittwoch bekannt. Damit kamen innerhalb eines Tages mehr als 4000 Nachweise hinzu. Die Dunkelziffer nicht erfasster Infektionen dürfte Experten zufolge allerdings sehr hoch sein. Italien ist in Europa derzeit am härtesten von der Ausbreitung der neuen Lungenkrankheit Covid-19 getroffen.
Frankreich hält an Ausgangssperre bis Ende März fest
Wie in Italien zeichnet sich auch Frankreich eine Verlängerung der Ausgangssperre ab. Dies sei „sehr wahrscheinlich notwendig“, sagte die Generaldirektorin der nationalen Gesundheitsbehörde, Geneviève Chêne, am Donnerstag dem Rundfunksender France Info. Die Ausgangssperre ist vorerst bis zum 31. März befristet. Seit Dienstag dürfen die Menschen in der Regel nur noch zum Einkaufen und aus zwingenden beruflichen oder gesundheitlichen Gründen aus dem Haus.
Chêne sagte weiter, erst in „zwei bis vier Wochen“ lasse sich eine mögliche Veränderung bei der Ausbreitung des Coronavirus beobachten. Derzeit steigt die Zahl der Betroffenen weiter stark an. Zuletzt wurden in Frankreich offiziell 9134 Infektionen und 264 Todesfälle gezählt.
Sorge bereitet den Ärzten, dass von den derzeit gut 930 Menschen auf den Intensivstationen rund die Hälfte unter 60 Jahre alt sind. Da nur noch Risikopatienten mit Symptomen getestet werden, dürfte die Dunkelziffer deutlich höher sein.
Eine Million Atemschutzmasken aus China für Frankreich
Frankreich lässt sich in der Coronavirus-Krise eine Million Atemschutzmasken aus China liefern. Außenminister Jean-Yves Le Drian sprach im Fernsehsender BFM-TV von einem Zeichen der „Solidarität“ aus Peking. Nach einer ersten Lieferung am Mittwoch wurde demnach in Paris ein zweiter Flug am Donnerstag erwartet. Die Regierung hatte zuvor erstmals einen Mangel an Schutzmasken eingeräumt.
Nach Angaben der chinesischen Botschaft in Paris liefert Peking neben Masken auch Schutzanzüge und medizinische Handschuhe an Paris. Le Drian sagte dazu, Frankreich habe zu Beginn der Krise „selbst Solidarität mit den chinesischen Behörden gezeigt und Schutzmaterial geliefert“. Nun zeigten die Chinesen die gleiche Solidarität, da sie aus dem Gröbsten heraus seien. Das sei ein „schönes Beispiel“ für internationale Zusammenarbeit.
Bau der Berliner Klinik für Coronapatienten kommt voran
Die Berliner Klinik für Coronapatienten mit bis zu tausend Betten soll in wenigen Wochen fertig sein. Projektkoordinator Albrecht Broemme zeigte sich am Mittwochabend im Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) zuversichtlich, ein gutes Ergebnis in „vielleicht 20 Tagen, vielleicht 15 Tagen“ zu erzielen. „Je eher, desto besser“, betonte der ehemalige Präsident des Technischen Hilfswerks.
Bundeskanzlerin appelliert an Mitbürger
In einer bislang beispiellosen Fernsehansprache hat Kanzlerin Angela Merkel angesichts der Corona-Pandemie an Vernunft und Disziplin der Bürger appelliert, um die Gefahr bewältigen zu können. Jeder und jede Einzelne müsse sich jetzt an die Regeln halten, betonte sie.
Inzwischen gibt es in der Bundesrepublik über 12.824 bestätigte Coronavirus-Fälle und damit eine Anstieg von über 500 Corona-Infizierten. Aktuell im Kreis Heinsberg gibt es 840 bestätigte Infektionen mit dem Coronavirus und neuen Todesfällen. Insgesamt sind in Deutschland 31 Corona-Tote gemeldet. Weltweit sind über 220.000 Corona-Fälle registriert und knapp 9000 Todesfälle zu beklagen.
Folgen bekommen Transport- und Reiseunternehmen zu spüren
Inzwischen streicht der Lufthansa-Konzern sein Flugprogramm wegen der Coronakrise noch stärker zusammen als bisher bekannt. Bis zum 19. April fänden nur noch rund fünf Prozent der ursprünglich geplanten Flüge statt, teilte der Dax-Konzern bei der Vorlage der Jahresbilanz in Frankfurt mit. Rund 700 von 763 Flugzeugen des Konzerns blieben vorläufig am Boden. Fernverbindungen bietet die Lufthansa vorerst nur noch ab Frankfurt und dreimal pro Woche mit der Tochter Swiss ab Zürich an. In München sollen nur noch Kurzstreckenflüge des Ablegers Cityline abheben. Die Maschinen sollen vorwiegend Deutsche aus dem Ausland zurückholen.
Außerdem fahren voraussichtlich bis Ende April wegen der Coronakrise keine Züge des Anbieters Flixtrain mehr. Betroffene Kunden könnten ihre Tickets „in dieser Ausnahmesituation“ in der 2. Klasse der ICE- und IC-Züge der Deutschen Bahn nutzen, teilten die beiden Unternehmen am Donnerstag in München und Berlin mit. „Wir informieren, sobald wir den Betrieb von Flixtrain wieder aufnehmen können“, erklärte ein Sprecher der Flixbus Dach GmbH.