Im Vorfeld eines Prozesses gegen zwei junge Flüchtlingshelfer auf Lesbos kommt scharfer Protest von Amnesty International. Den beiden jungen Menschen, einem 27-jährigen Deutschen und einer 25 Jahre alten geflohenen Syrerin, drohten „25 Jahre Haft für den Einsatz für andere“, kritisierte die Menschenrechtsorganisation am Montag in London.
Ein erstes Verfahren soll am Donnerstag beginnen. Den beiden Beschuldigten würden eine Reihe unfairer und gegenstandsloser Vorwürfe zur Last gelegt, erklärte Amnesty. Sie beziehen sich demnach auf den Freiwilligeneinsatz der beiden bei einer griechischen Seenotrettungsorganisation.
Die beiden jungen Leute seien bereits 2018 festgenommen und mit Vorwürfen wie
Schmuggel, Spionage, Betrug oder dem unrechtmäßigen Gebrauch von Radiofrequenzen konfrontiert worden. Nach mehr als 100 Tagen in Haft seien sie auf Kaution freigelassen worden. Der Fall zeige, wie weit die griechischen Behörden bereit seien, zu gehen, um Menschen von der Hilfe für Flüchtlinge und Migranten abzuschrecken, protestierte der Amnesty-Direktor für Europa, Nils Muiznieks.
Bei dem am Donnerstag beginnenden Prozess drohen laut Amnesty zunächst acht Jahre Haft. Sollten es auch in weiteren Punkten zu einem Verfahren kommen, könnte sich die Freiheitsstrafe auf bis zu 25 Jahre erhöhen.
Mehr zum Thema: Flüchtlingslager Kara Tepe auf Lesbos: Matsch, Krätze, Hoffnungslosigkeit
15 Nov. 2021
Amnesty protestiert gegen Seenotretterprozess auf Lesbos
Griechenland schreckt vor wenig zurück, um Menschen von der Hilfe für Flüchtlinge abzuhalten: Zwei Flüchtlingshelfern drohen laut Amnesty Europa „25 Jahre Haft für den Einsatz für andere“. Sie wurden 2018 festgenommen und des Schmuggels beschuldigt.
epd
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