Zugunglück in Griechenland: Rettungsteams im Einsatz am Unfallort / Foto: DPA (dpa)
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Nach dem schweren Zugunglück in Griechenland mit mindestens 46 Toten und Dutzenden Verletzten werden schwere Vorwürfe gegen das staatliche griechische Eisenbahnunternehmen OSE erhoben. Medienberichten zufolge hatten Eisenbahngewerkschafter längst vor Unfällen gewarnt, weil das elektronische Leitsystem auf der Strecke Athen-Thessaloniki kaum funktionierte. Das jüngste Schreiben dieser Art ist erst drei Wochen alt, wie die Wirtschaftszeitung „Naftemporiki“ schreibt. Demnach soll es auf der Strecke immer wieder zu kleineren und Fast-Unfällen gekommen sein.

„Solange keine Schutzmaßnahmen für die Arbeitsplätze und den sicheren Betrieb und Verkehr der Züge getroffen werden, nehmen die Unfälle kein Ende“, heißt es in dem Schreiben vom 7. Februar. Man könne die gefährliche Situation nicht mehr ertragen. „Worauf warten Sie noch, um einzugreifen? Was muss noch passieren?“

In einem weiteren Schreiben, das die Vereinigung der Lokführer im vergangenen November an das Verkehrsministerium schickte, werden die Mängel aufgelistet. Demnach funktionierten die Lichtsignale an der Strecke bereits seit vielen Jahren nicht mehr. Auch sei das ETCS (European Train Control System) - das System, das den Zug stoppt, wenn Gefahr droht, und das somit auch vor menschlichem Versagen schützt - außer Betrieb. Darüber hinaus funktionierten seit nunmehr 15 Jahren die Sicherheits- und Beleuchtungssysteme in den Tunneln nicht vollständig.

Während der Zugverkehr in Griechenland von der italienischen Eisenbahngesellschaft Ferrovie dello Stato Italiane betrieben wird, ist die staatliche griechische OSE für die Infrastruktur verantwortlich. Deren Chef war bereits am Mittwoch nach dem Unfall zurückgetreten. Das allein jedoch reiche nicht, heißt es nun in griechischen Medien. Es handele sich um Staatsversagen, wenn die Infrastruktur der griechischen Bahn derart fahrlässig vernachlässigt werde.

dpa