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Unser Grundgesetz, auf das wir stolz sein können, garantiert allen Bürgern die körperliche Unversehrtheit und das Recht auf Freiheit sowie ein würdevolles Leben. Leider sieht die Realität im Jahr 2020 anders aus.

Bei diesem Beitrag geht es nicht um geschichtsrevisionistische Relativierungen oder um die Verharmlosung der tragischen Ereignisse, die nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten mit dem Holocaust ihren traurigen Höhepunkt erreichten. Doch wir lernen aus dieser Zeit, welche Gefahren von der „publikativen Gewalt“ ausgehen können und warum Qualitätsjournalismus für das Funktionieren einer Demokratie auch im Jahr 2020 immens wichtig ist.

Nach jedem Anschlag in Europa werden die muslimischen Mitbürger in der medialen Berichterstattung und seitens der Retortenmuslime (Islamkritiker) dämonisiert. Zugleich wird der Islam öffentlichkeitswirksam mit Fanatismus, Terrorismus und Intoleranz in Verbindung gebracht. Diese systematische Indoktrination wird mit einer derart subtilen, latenten oder teilweise offenen Diskriminierung untermalt, bis der letzte unvoreingenommene Bürger davon vereinnahmt wird. Durch diese gesellschaftsschädingende Kampagne und sich wiederholender Hasspropaganda bilden sich Ressentiments, die zu Angst vor dem Islam und den Muslimen führen.

Der Missbrauch der Kölner DITIB-Moschee

Dabei wird gerne u.a. eine Bildaufnahme der Kölner DITIB-Moschee als subliminale Botschaft missbraucht und im gesellschaftlichen Bewusstsein als „die islamische Gefahr“ zementiert. In der Konsequenz der medialen Meinungsmache werden heute Muslime pauschal unter Generalverdacht gestellt und als veritable Jagdobjekte wahrgenommen. Die fast 100 Angriffe auf Moscheen in diesem Jahr und die täglichen Übergriffe auf offensichtlich muslimische Mitbürger dokumentieren diesen Tatbestand. Waren es früher brennende Synagogen, sind es heute Angriffe auf Moscheen. Wo früher die Juden stigmatisiert wurden, sind es heute die Muslime.

Der Islam ist in den Köpfen einiger Bürger mittlerweile zu einem Synonym für Terrorismus geworden – somit gilt der Muslim als potentieller Terrorist, tickende Zeitbombe. So werden bereits ein Kopftuch oder ein langer Bart von Teilen der Mehrheitsgesellschaft irrationalerweise als Bedrohung empfunden. Dass man seit 60 Jahren zusammenlebt, gemeinsam auf dem Sportplatz Fußball spielt oder am Arbeitsplatz Hand in Hand die Arbeit verrichtet, wird bisweilen außer Acht gelassen.

Moscheeangriffe sind keine Kavaliersdelikte

Durch den Einfluss der medialen Berichterstattung und der selbsternannten Islamexperten gehören wüste Beschimpfungen, Anschläge auf Moscheen und Flüchtlingsheime mittlerweile zum traurigen Alltag in Europa.

Dadurch wird ein Gift in die Gesellschaft injiziert, dass das Potential hat, den gesellschaftlichen Zusammenhalt auf Jahre zu schwächen. Das könnte auf lange Sicht zu einer Isolation von gesellschaftlichen Gruppen sowie zur Bildung von Parallelgesellschaften beitragen.

Artikel 1 des Grundgesetzes: „Die Würde des Menschen ist unantastbar“

Unser Grundgesetz, auf das wir stolz sein können, garantiert allen Bürgern die körperliche Unversehrtheit und das Recht auf Freiheit, Entfaltung sowie ein würdevolles Leben. Aber auch die Würde von unseren muslimischen Mitbürgern sollte unantastbar bleiben. Leider sieht die Realität im Jahr 2020 anders aus. Diese Form der Hetzkampagne gegen Muslime erinnert frappierend an die Anfänge der systematischen Judenverfolgung in Deutschland. Auffällige Parallelen zum dunklen Kapitel der deutschen Geschichte, nämlich der 30er Jahre des letzten Jahrhunderts, sind unverkennbar.

Wenn ein Mitglied der auch in Deutschland verbotenen Terrororganisation PKK in der Türkei festgenommen wird, spricht man bei uns reflexartig von einem inhaftierten „Deutschen“ und der mediale Aufschrei ist groß. Wenn aber ein Attentäter in Deutschland einen Anschlag verübt, dann spielt die deutsche Nationalität keine Rolle mehr und es wird despektierlich von einem „Islamisten“ oder „islamistisch motivierten Terroristen“ gesprochen. Dabei werden die Anschläge, die von psychisch gestörten Muslimen durchgeführt werden, genutzt, um den Islam pauschal zu diffamieren. Mit ähnlichen Deutungsmustern wurde man bereits in der NS-Zeit erzogen. Gesetzeswidrigkeiten von jüdischen Mitbürgern wurden subliminal genutzt, um ihre Religion zu kriminalisieren und als Gefahr für die Gesellschaft darzustellen.

Demokratieverständnis im Jahr 2020

Die öffentliche Diffamierung des Islams und der Muslime wird durch die Meinungs- und Pressefreiheit gedeckt. Die Bürger nehmen diese Hetzkampagne zumeist undifferenziert und unreflektiert wahr.

Die deutschen Leitmedien werden ihrer Verantwortung leider nicht gerecht und vergiften durch ihre manipulative Berichterstattung die gesellschaftliche Atmosphäre und den sozialen Frieden in Deutschland. Fakt ist: Bei der Polarisierung unserer Gesellschaft spielt die vierte Gewalt im Staat, flankiert von der AfD und katalysiert durch die sozialen Medien, eine Hauptrolle.

Um Erkenntnisse aus dieser Thematik abzuleiten, sollte die Frage beantwortet werden, wer davon profitiert. Die Profiteure sind zweifelsohne die Medien, die interessengetrieben um jeden zahlenden Kunden kämpfen – sowie die AfD, die die Steilvorlagen der Medien mit Brachialpopulismus schmückt und damit ihre ideologische Agenda öffentlichkeitswirksam vorantreibt.

Öffentlicher Appell

In dieser emotional geladenen und wegweisenden Epoche müssen wir als aufgeklärte Europäer unsere Stimme gegen diese billige Meinungsmache erheben und an den Intellekt der deutschen Gesellschaft appellieren. Wir dürfen das jahrzehntelange und friedliche Zusammenleben nicht aus den Augen verlieren. Wir müssen gemeinsam eine friedliche Zukunft gestalten – im Interesse unserer Kinder und Enkelkinder. Unsere Mitmenschen sollten nicht auf ihre Religion oder ihr Aussehen reduziert werden. Ansonsten laufen wir Gefahr, uns in eine ähnliche gesellschaftliche Atmosphäre wie in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts zu bewegen.

Meinungsbeiträge geben die Ansichten des jeweiligen Autors und nicht die der Redaktion wieder. Für Anfragen wenden Sie sich bitte an: meinung@trtdeutsch.com