LNG-Schiffe der Türkei (AA)
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Mit der Annexion der Krim 2014 verhängte die EU Sanktionen gegen Russland. Die Wirksamkeit dieser EU-Sanktionen blieb jedoch aufgrund der hohen Abhängigkeit von russischem Erdgas auf einem sehr bescheidenen Niveau. So hat Deutschland das Projekt Nord Stream 2 mit einer Jahreskapazität von 55 Milliarden Kubikmetern trotz allem fortgesetzt und die Zusammenarbeit mit Russland verstärkt, um einer potenziellen Unterbrechung des Erdgasflusses über die Ukraine zuvorzukommen. Angesichts dieser ambivalenten Haltung der EU hat sich Russlands Vorgehensweise bei Konflikten in der Region weiter verschärft. Die Annexion Südossetiens und Abchasiens 2008, die Annexion der Krim 2014 und der russische Angriffskrieg auf die Ukraine 2022 verdeutlichen, dass Russland nicht länger zögert, seine militärische Macht auch einzusetzen. Während all dies an den Außengrenzen der EU geschah, nutzte Russland die Abhängigkeit der EU von seinem Erdgas und beutet diese Schwäche nach wie vor aus.

Türkiye priorisierte Energiesicherheit

Ausgehend von der Prämisse, die hohe Abhängigkeit von Russland in Energiefragen zu minimieren, setzte Türkiye schon frühzeitig die entwickelte Strategie in die Praxis um. So hat das Land als Partner bei wichtigen Erdgasprojekten seine Versorgungssicherheit in diesem Bereich diversifiziert. So erhöhte Türkiye mit dem TANAP-Projekt die Menge des aus Aserbaidschan kommenden Gases und sicherte darüber hinaus mit dem Turkish Stream-Projekt die Versorgung mit Erdgas aus Russland. Gleichzeitig baut Türkiye die Kapazität ihrer technischen Infrastruktur für LNG-Lieferungen aus, die mit Ländern wie Algerien, Nigeria, Katar und den USA gemeinsam ausgebaut werden.

Mit den derzeit bestehenden LNG-Kapazitäten verfügt Türkiye über eine Infrastruktur, mit der mehr als 60 Prozent des eigenen Gasverbrauchs abgedeckt und sogar 20 Prozent des Jahresverbrauchs unterirdisch gespeichert werden können. Diese Ausgangslage verringert die Abhängigkeit von Türkiye von Ländern, aus denen sie Erdgas über Pipelines bezieht, und sichert alternative Versorgungsmöglichkeiten in Krisenzeiten. Wenn es also vorteilhafter erscheint, das LNG-System zu nutzen, bezieht das Land gemäß den unterschriebenen Erdgasabkommen Gas aus diesem System, wobei es dennoch fortfahren kann, Gas aus den Pipelines zu beziehen, wenn dies günstiger ist, und erhält damit die Möglichkeit, insgesamt die Energiekosten zu senken.

EU verzögert Entscheidungsfindung

Obwohl die EU durch die Aggression Russlands in der Region eh schon aufgeschreckt wurde, konnte sie dennoch keine gemeinsame Politik formulieren und scheiterte infolgedessen hinsichtlich ihres Energiesicherheitsmanagements. Überdies haben, trotz einzelner Bemühungen, sich aus der russischen Abhängigkeit zu lösen, wichtige EU-Mitgliedsstaaten sogar signifikante Schritte unternommen, um die Zusammenarbeit im Energiebereich mit Russland zu verstärken. Entsprechend drohten die USA den am Bau der Nordstream 2 Pipeline beteiligten Ländern bzw. Energieunternehmen mit CAATSA-Sanktionen, verknüpft mit der Forderung, die Abhängigkeit der EU von Russland zu verringern und das Projekt Nord Stream 2 zu stoppen. Letztendlich musste die EU nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine ihre bisherige Politik zur Energiesicherheit komplett überdenken. Für die EU, die in diesem Bereich nun einen radikalen Wandel vollziehen muss, erscheint es derzeit sehr schwierig, die notwendige Energiesicherheit der Gemeinschaft in kurzer Zeit alternativ zu gewährleisten, wenn der Krieg zwischen Russland und der Ukraine weitergeht.

Herausforderungen für die EU

Der EU stellen sich einige Herausforderungen in Bezug auf die Energiesicherheit. Zurzeit beläuft sich die LNG-Kapazität der EU auf 160 Milliarden Kubikmeter pro Jahr. Diese Kapazität wird bereits jetzt ausgereizt. Daher ist davon auszugehen, dass diese Kapazität für den gesamten EU-Verbrauch nicht ausreichen wird, falls Russland die Erdgaslieferungen komplett einstellt. Daher ist es notwendig, die technische Infrastruktur auszubauen. Auf der anderen Seite kämpfen die Staats- und Regierungschefs der EU um einen Konsens über ein etwaiges Energieembargo gegen Russland. Dies erscheint schwierig, da sich die Mitgliedsstaaten noch nicht einmal auf einen Einfuhrstopp für Erdöl verständigen konnten und ein Erdgas-Embargo nicht ohne Weiteres verhängt werden kann, da es nicht einfach zu liefern, zu transportieren und zu verteilen ist.

Die Union, deren Energiekosten sich insbesondere mit den Sanktionsentscheidungen gegen Russland erhöht haben, sorgt paradoxerweise damit für steigende Einnahmen des Landes. Während also diese Situation Russland, das eigentlich bestraft werden sollte, einen erheblichen wirtschaftlichen Vorteil verschafft, erhöht sie umgekehrt die Energierechnungen der EU-Länder. Ein weiteres wichtiges Thema in diesem Zusammenhang ist die Zukunft der grünen Energie. Die aktuelle Krise beeinträchtigt Europas Vision für die zukünftige Energienutzung. Es ist nämlich davon auszugehen, dass in diesen Zeiten, wo Kohle- und Kernkraftwerke wieder eine wichtige Position einnehmen, dies unweigerlich zu Verzögerungen bei den formulierten nachhaltigen Energiezielen der EU führen wird.

Um ihre Energiesicherheit zu gewährleisten, muss die EU daher einerseits ihre Kapazität bei erneuerbaren Energien und andererseits bei LNG erhöhen. Darüber hinaus ist es wichtig, dass ebenso die Erdgaspipelines, die ganz Europa einschließlich Türkiye verbinden sollen, zeitnah in Betrieb genommen werden. Insbesondere für Mitgliedsstaaten die über keinen eigenen Hochsee-Zugang verfügen, sind Erdgaslieferungen aus diesem Pipeline-Netzwerk essenziell. In diesem Sinne muss sich die EU darauf konzentrieren, die im kommenden Winter drohende Erdgaskrise durch schnelle und effektive Entscheidungen im Geiste der Einigkeit zu überwinden.

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