Ein hebräisches Gebetsbuch, das vor etwa 700 Jahren im heutigen Bayern entstand, ist in New York für rund 8,3 Millionen Dollar (etwa 7 Millionen Euro) versteigert worden. Das sei mehr als je zuvor bei einer Versteigerung für ein hebräisches Manuskript bezahlt worden sei, teilte das Auktionshaus Sotheby's am Dienstag mit. Der Mitteilung zufolge enthält das „Luzzatto High Holiday Mahzor“ die Liturgie für die hohen jüdischen Feiertage Rosh Hashanah und Jom Kippur und war im Laufe der Jahrhunderte in den Händen vieler Besitzer.
Experten fanden heraus, dass die kostbare Schrift um das Jahr 1300 von einem Schreiber namens Abraham geschrieben und illustriert wurde. Die Bilder zeigen gotische Bauten, fantastische Tiere und mittelalterliche Juden beim Beten. Ursprünglich sei das Buch für eine jüdische Gemeinde in Bayern hergestellt worden, dann aber ins Elsass, in die Umgebung des Bodensees, nach Norditalien und Frankreich gekommen. Davon zeugten viele schriftliche Anmerkungen, die die jeweiligen Besitzer an den Rändern des Buches vermerkt hätten, so das Auktionshaus.
„Auf der Grundlage unserer Forschung scheint es wahrscheinlich, dass das Gebetsbuch im späten 13. oder frühen 14. Jahrhundert in Franken entstanden ist“, ergänzte eine Sotheby's-Sprecherin auf Anfrage. Diese Annahme beruhe auf einem Vergleich der Dekorationen der nun versteigerten Schrift mit den Dekorationen anderer mittelalterlicher Gebetsbücher aschkenasischer Juden aus Franken.
Benannt ist das kostbare Buch nach dem früheren Eigentümer Samuel David Luzzatto (1800 - 1865), der ein jüdischer Gelehrter, Dichter und Theologe war. Nach seinem Tod gelangte es zu einer jüdischen Kulturorganisation, die es nun zum Verkauf angeboten hat - mit einem Schätzpreis zwischen vier und sechs Millionen Dollar. Mehrere Bieter hätten sich einen minutenlangen Wettstreit um das Gebetsbuch geliefert, hieß es von Sotheby's. Meistbietender war schließlich ein US-amerikanischer Sammler, der zunächst anonym bleiben wollte.
20 Okt. 2021
dpa
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