Können Sie sich kurz vorstellen? Seit wann beschäftigen Sie sich mit Kunst?
Mein Name ist Betül Burnaz. Ich wurde im Jahre 1978 in Istanbul geboren. Ich habe ein Masterstudium der Politikwissenschaft an der Universität Wien abgeschlossen. Nebenbei habe ich am Institut für Kulturkonzepte in Österreich das Zertifikatsprogramm Kulturmanagement absolviert. Ich lebe in Wien und Sakarya. Seit meiner Kindheit hatte ich bereits Interesse an Kunst. Die Entscheidung, mich beruflich mit Kunst zu beschäftigen, habe ich während meiner Studienzeit getroffen.
Sie haben in verschiedenen Ländern und Kulturen gelebt. Glauben Sie, dass das einen Einfluss auf ihre Kunst und Kreativität hat?
Natürlich. Nachdem ich meine Kindheit und Jugend in Türkiye verbracht habe, lebte ich zunächst in Damaskus und dann in Wien. Österreich und Türkiye sind zwei Länder, die ich sehr liebe und nie aufgeben möchte. Das Leben in verschiedenen Kulturen bietet ein tieferes Verständnis für unterschiedliche Perspektive und Erfahrungen. Darüber hinaus denke ich, dass meine Kunst von den Museen beeinflusst wurde, die ich in Europa, insbesondere in Österreich, besuchte. Mein künstlerisches Schaffen baut auf dieser Grundlage auf und entstand im Lichte des Einflusses der alten anatolischen und islamischen Zivilisationen.
Was ist Ihre Inspiration? Auf welche Themen konzentrieren Sie sich in Ihrer Kunst?
Antwort: Ein Künstler wählt meistens die Themen aus, die ihn am meisten beeinflussen und die eine wichtige Rolle in seinem Leben spielen. Da ich konzeptionell abstrakt arbeite, schreibe ich stets ein Konzept für meine Werke. Ontische Themen haben einen wichtigen Platz in meinem Leben und genau deswegen habe ich verschiedene Serien entwickelt wie zum Beispiel ‘Lafzı Celil (Der Name Allahs)’, ‘Kabe (Kaaba)’, ‘bir reddiye olarak La (La als Ablehnung)’. Aber natürlich sind das nicht die einzigen Themen, die mich beschäftigen. Da ich der Art und Weise, wie die Welt regiert wird und der politischen Ordnung nicht unvoreingenommen gegenüberstehen kann, habe ich Serien zu den Themen wie 'Arbeitende Frauen', 'Identität/Teppiche', Migration und zuletzt Palästina und Gaza erstellt.
Ihre Ausstellung „Umudun tezahürü“ („Manifest der Hoffnung“) wird zum ersten Mal ausgestellt. Was hat Sie bei diesem Projekt beeinflusst?
Wie der Name schon sagt, ist das Manifest der Hoffnung ein Diskurs darüber, dass nicht alles vorbei ist, sondern dass es Neuanfänge gibt. Palästinenserinnen und Palästinenser kämpfen seit 1917 gegen den Diebstahl ihres Landes. Die Welt ist Zeuge der Geschichte des palästinensischen Volkes, das aus seinem Heimatland vertrieben werden soll. Die politische Ordnung ist nicht in der Lage, etwas gegen diese Unterdrückung zu unternehmen. Seit dem 7. Oktober hat ein neues Massaker vor den Augen der Welt begonnen. Jeden Tag werden wir auf unseren Bildschirmen Zeuge von Gewalt, Massakern und Verfolgung. Mit der Palästina-Serie habe ich zwei verschiedene Themen abgedeckt. Mit Ausnahme von 2 Werken habe ich in allen Werken, basierend auf dem Begriff „Raum“, die Al-Aksa-Moschee oder den Felsendom mit einer sehr farbenfrohen und positiven Perspektive als Sinnbild für den Widerstand und die Hoffnung dargestellt. Ich habe die Artefakte mit verschiedenen Symbolen angereichert. Die zwei Bilder, in denen ich mich nur auf Gaza konzentrierte, sind betitelt mit „Fajr's Imagination: Gaza“. Fajr ist ein Begriff, der im Koran vorkommt. Es steht für die Zukunft, die uns als die guten und hellen Tage verkündet wird. Wir erleben, dass die Menschen in der ganzen Welt eine Haltung zugunsten des palästinensischen Volkes einnehmen. Ich stellte mir die Geburt einer Sonne in Gaza vor, die uns von Dunkelheit, Verzweiflung und Ungerechtigkeit befreien wird.
Welche Rückmeldungen haben Sie für Ihre Ausstellung „Umudun Tezahürü“ in Ankara erhalten?
Antwort: Ich habe sehr positiven Feedback von den Besuchern der Ausstellung erhalten. Da die Ausstellung in der türkischen Nationalbibliothek gezeigt wird, haben viele Besucher die Gelegenheit, die Werke zu sehen. Die Menschen erhalten die Möglichkeit, die palästinensische Geschichte aus der Perspektive eines Künstlers zu betrachten, die hoffnungsvoll in die Zukunft blickt und die Chance, die Werke selbst zu deuten und zu interpretieren.