Bei den Gesprächen mit der Europäischen Union über ein Handelsabkommen setzt Australien Inhalt über Zeit. Australien werde kein Abkommen unterzeichnen nur um des Abkommens willen, sagte Handelsminister Don Farrell am Donnerstag in einer Rede beim Presseclub in Canberra. Australien brauche neue Märkte für seine Qualitätsprodukte. „Wir werden hartnäckig bleiben, auch wenn dies bedeutet, dass sich die Verhandlungen über die Jahresmitte hinaus ziehen“, sagte er. Farrell ist nächste Woche zu Gesprächen mit EU-Handelskommissar Valdis Dombrovskis in Brüssel. Farrell hatte sich einen Abschluss in der ersten Jahreshälfte 2023 zum Ziel gesetzt. Auch Dombrovskis hatte vor kurzem erklärt, die Handelsgespräche mit Australien bis zum Sommer zu einem Ende bringen zu wollen.
Australien und die EU verhandeln seit 2018 über ein Handelsabkommen. Bedenken der EU über Australiens Engagement beim Klimaschutz und die Verärgerung über ein 2021 abgeschlossenes U-Boot-Geschäft mit den USA und Großbritannien hatten jedoch für Verzögerungen gesorgt.
Handelsminister: Freihandelsabkommen mit EU hat höchste Priorität
Ein Freihandelsabkommen mit der Europäischen Union mit einem Markt mit 450 Millionen Einwohnern und einem Bruttoinlandsprodukt von etwa 15 Milliarden Euro, habe höchste Priorität, sagte Farrell. Um die Abhängigkeit von China zu reduzieren, bemüht sich Australien um eine breitere Fächerung seiner Absatzmärkte. Das Land verfügt beispielsweise über große Vorkommen von Lithium und Kobalt, die für Batterien für E-Autos gebraucht werden.
Auch an der Ausfuhr von Rindfleisch, Zucker, Milchprodukten und anderen landwirtschaftlichen Erzeugnissen ist Australien interessiert. Das sorgte aber für Widerstand von Frankreich, Irland und Italien. Die EU will Produktnamen wie Feta oder Prosecco für seine Mitgliedsländer schützen. Australien hält dem entgegen, dass es sich bei Prosecco nicht nur um eine Herkunftsbezeichnung handelt. Der Schaumwein werde seit dem Zweiten Weltkrieg von italienischen Einwanderern auch in Australien hergestellt, weshalb er auch dort eine kulturelle Bedeutung habe.
Die Europäische Union wiederum strebt an, dass Australien die Steuer auf Luxusautos abschafft. Farrell hatte bereits erklärt, Australien könne nicht auf die daraus resultierenden Einnahmen von umgerechnet knapp 500 Millionen Euro pro Jahr verzichten.