Die Aufträge für Deutschlands Industrie sind im September weiter zurückgegangen. Das Wirtschaftsministerium sieht darin die Vorboten für ein schwaches viertes Quartal. Auch DIHK-Konjunkturexperte Jupp Zenzen erklärte, die deutsche Wirtschaft „rutscht immer mehr in Richtung Rezession“. Die Aufträge gingen im September um 4,0 Prozent zum Vormonat und um fast elf Prozent zum September 2021 zurück, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Freitag mitteilte. Schon im Juli und August waren die Auftragseingänge im verarbeitenden Gewerbe gesunken. Die Aufträge aus dem Inland stiegen im September dabei leicht um 0,5 Prozent an, wie das Statistikamt weiter mitteilte. Die Auslandsaufträge allerdings brachen um 7,0 Prozent ein.
„Der Höhenflug der Auftragseingänge scheint beendet zu sein“
„Der Höhenflug der Auftragseingänge, der sich nach der Corona-Pandemie im Zuge von Nachholeffekten eingestellt hatte, scheint beendet zu sein“, erklärte das Bundeswirtschaftsministerium. Die Auftragseingänge lägen wieder auf einem Niveau wie vor der Corona-Krise.
Der Ausblick für die Industriekonjunktur bleibe angesichts der hohen Energiepreise, die immer stärker auf die Endverbraucher durchschlagen, eingetrübt, erklärte das Ministerium weiter. Nach überraschend positiver Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) im dritten Quartal drohe ein schwaches viertes Quartal. Das BIP von Juli bis September war um 0,3 Prozent gewachsen, vor allem wegen der privaten Konsumausgaben.
„Trübe Weltkonjunktur“ und schwache Inlandsnachfrage
Konjunkturexperte Zenzen vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) erklärte, „die trübe Weltkonjunktur“ lasse die Bestellungen aus dem Ausland einbrechen. Aber auch die inländische Nachfrage bleibe schwach und lasse vorerst keine Impulse erwarten.
Laut der aktuellen DIHK-Konjunkturumfrage sehen sich die Unternehmen angesichts der großen Unsicherheit gezwungen, ihre Investitionen zurückzufahren, wie Zenzen weiter erläuterte. „Das senkt auch die Nachfrage, insbesondere nach Vorleistungen und Investitionsgütern.“ Die Wirtschaft rutsche damit immer mehr in Richtung Rezession - also in eine schrumpfende Wirtschaft.
Beim Abarbeiten der Aufträge haben die Unternehmen nach wie vor Probleme; Gründe sind gestörte Lieferketten wegen des Ukraine-Kriegs und „anhaltende Verwerfungen durch die Corona-Krise“, wie die Statistiker ausführten. Der Rückgang der Bestellungen führte nun dazu, dass im September erstmals seit Mai 2020 wieder mehr Aufträge abgearbeitet wurden als neue hinzukamen.