Das Institut für Weltwirtschaft (IfW) rechnet für dieses Jahr mit einer schrumpfenden Wirtschaftsleistung Deutschlands. Das Bruttoinlandsprodukt dürfte dieses Jahr im Vorjahresvergleich um 0,1 Prozent zurückgehen, heißt es in der Herbstprognose des in Kiel angesiedelten Instituts. Der private Konsum sei schwach, Industrie und Bauwirtschaft seien tiefer in der Rezession.
In der Sommerprognose hatte das Institut mit einem Wachstum von 0,2 Prozent gerechnet. „Insgesamt stottert die deutsche Wirtschaft in eine blutleere Erholung, auch weil die Wirtschaftspolitik keine verlässlichen Weichenstellungen vorzunehmen vermag“, sagte IfW-Konjunkturchef Stefan Kooths.
Das Institut prognostiziert, dass das Bruttoinlandsprodukt 2025 und 2026 wieder zulegt. Im nächsten Jahr rechnet das IfW Kiel mit einem Wirtschaftswachstum von 0,5 Prozent; zuvor waren allerdings 1,1 Prozent erwartet worden. 2026 soll das Plus einer ersten Schätzung nach 1,1 Prozent betragen.
IfW-Präsident: Krise auch struktureller Natur
„Die deutsche Wirtschaft steckt zunehmend in einer Krise, die nicht nur konjunktureller, sondern auch struktureller Natur ist“, sagte IfW-Präsident Moritz Schularick. Die Haushaltskürzungen der Bundesregierung belasteten die Wirtschaft, und die Zinswende der Europäischen Zentralbank komme zu spät.
Alte Kernindustrien reagierten Schularick zufolge zu lange nicht auf Veränderungen. Die Asyldebatte vergifte den Dialog über die Gewinnung von Fachkräften aus dem Ausland. „Solange das so bleibt, können wir zusehen, wie unser Wachstumspotenzial immer kleiner wird“, sagte er.
Verband BGA rechnet mit weniger Außenhandel
Der Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA) beklagt zudem eine verschlechterte Stimmung im Außenhandel. „Unser Wirtschaftsmodell steht massiv unter Druck“, heißt es in einer Mitteilung. Der BGA rechnet damit, dass die Exporte aus Deutschland dieses Jahr im Vorjahresvergleich um 0,3 Prozent abnehmen werden. Bei den Importen rechnet der Verband aus Berlin mit einem Minus von zwei Prozent. Der BGA fordert unter anderem „den Mut zu mehr Freihandel“.