Die Bereitschaft der Unternehmen in Deutschland zu Neueinstellungen ist angesichts der drohenden Rezession so schlecht wie seit anderthalb Jahren nicht mehr. Das Beschäftigungsbarometer fiel im Oktober um 1,7 auf 97,7 Punkte, wie das Münchner Ifo-Institut am Donnerstag zu seiner monatlichen Umfrage unter Tausenden Betrieben mitteilte. Das ist der niedrigste Wert seit April 2021, als die Corona-Pandemie die Konjunktur stark belastete. Meldungen zu Neueinstellungen und Entlassungen halten sich demnach gegenwärtig in etwa die Waage. „Es kehrt Vorsicht auf dem Arbeitsmarkt ein“, sagte der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe.
In der exportabhängigen Industrie ist das Beschäftigungsbarometer erneut gesunken. „Ein Anstieg der Beschäftigung ist dort gegenwärtig nicht zu erwarten“, hieß es dazu. Auch bei den Dienstleistern erhielt die Bereitschaft, neues Personal einzustellen, einen Dämpfer. Da die Kaufzurückhaltung der Menschen infolge der hohen Inflation dem Handel derzeit besonders zu schaffen macht, haben die Unternehmen dieser Branche ihre Personalpläne revidiert: Im Einzelhandel ist demnach mit Entlassungen zu rechnen.
Nicht ganz so düster sieht es im Bauhauptgewerbe aus: Dort ist gegenwärtig zwar kein Beschäftigungsaufbau zu erwarten, aber auch kein Abbau. Der lange boomende Bau wird derzeit von steigenden Materialkosten und höheren Zinsen in die Zange genommen. Die Folge sind ausbleibende Aufträge und zunehmend auch Stornierungen.
Angesichts der Energiekrise und anhaltend hoher Inflation steuert Deutschland auf einen Konjunktureinbruch zu. Der als verlässliches Barometer für die wirtschaftliche Entwicklung geltende Ifo-Geschäftsklimaindex fiel im Oktober erneut - wenn auch nur um 0,1 Zähler auf 84,3 Punkte. „Die Winterrezession kommt“, warnte Wohlrabe. Das Ifo erwartet im laufenden vierten Quartal ein Schrumpfen des Bruttoinlandsproduktes von 0,6 Prozent zum vorangegangenen Vierteljahr.
Reuters
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