Der VW-Konzern will nicht nur seine Autos, sondern auch seine schweren MAN- und Scania-Lastwagen im Fernverkehr künftig mit batterieelektrischem Antrieb fahren lassen. Nachdem die Konkurrenten Daimler und Volvo gerade die gemeinsame Entwicklung von Wasserstoffantrieben für Lastwagen vereinbart hatten, sagte der Chef der VW-Lastwagenholding Traton, Matthias Gründler, am Montag in München: „Traton setzt klar auf den Elektro-Lkw.“
In Forschung und Entwicklung für E-Mobilität werde Traton bis 2025 1,6 Milliarden Euro investieren statt wie bisher geplant 1 Milliarden Euro. Alle Marken verlagerten ihr Budget jetzt von konventionellen zu E-Motoren. «Traton wird elektrisch», sagte Gründler. Scania werde dieses Jahr zwar noch einen 13-Liter-Dieselmotor einführen und MAN im Jahr 2024, aber „das wird das letzte große Projekt sein, das wir machen. Wir werden keine neue Generation entwickeln.“
Im Jahr 2025 wolle Scania in Europa jedes zehnte Fahrzeug mit E-Antrieb verkaufen, 2030 schon jedes zweite. „Bei MAN werden dann mindestens 60 Prozent der Lkw für den Lieferverkehr und 40 Prozent der Lkw für den Fernverkehr emissionsfrei unterwegs sein“, stellte die VW-Holding in Aussicht. Allerdings müsse in Europa auch ein extra Schnellladenetz für Elektro-Lastwagen aufgebaut werden: Das „ist die größte Herausforderung“, sagte der Vorstandschef.
E-Lastwagen kosteten heute mehr als doppelt so viel wie Diesel-Lastwagen, und „die Anschaffungskosten werden auch weiterhin deutlich höher sein“, sagte Gründler. Aber bei den Betriebskosten „werden sie ab 2025 günstiger sein“. Kaufprämien, Steuern und CO2-Maut könnten den Umstieg beschleunigen. Bei den Batteriezellen will Traton auch die Syniergien im VW-Konzern nutzen, der den Bau eigener Zellfabriken angekündigt hat. Diesel-Lkw werde Traton so lange verkaufen, wie Kunden sie haben wollten.
Auch Wasserstoff-Lastwagen dürfte sich in den nächsten zehn Jahren am Markt etablieren, sagte Gründler. „Wir werden diese Technik auch anbieten“, doch nur in Nischen, etwa für Zementmischer oder für Fernreisebusse, die in den Haltepausen nicht ausreichend Strom laden können. Der Wasserstoff-Lkw sei viel weniger effizient und viel teurer als der Batterie-Lkw, und ein Wasserstoff-Tankstellennetz sei teuer aufzubauen als ein E-Ladenetz.
Traton hatte das vergangene Jahr mit einem Umsatzrückgang von 16 Prozent auf 22,6 Milliarden Euro und einem Verlust von 124 Millionen Euro abgeschlossen. Im laufenden Jahr peilt die Nutzfahrzeugholding einen starken Absatz- und Umsatzanstieg an. Finanzchef Christian Schulz betonte aber auch die Risiken durch die Corona-Pandemie und die unsichere Versorgung mit Halbleitern.
Die Restrukturierung von MAN mit dem Abbau von 3500 Arbeitsplätzen soll mehr als eine halbe Milliarde Euro kosten. Für das große Lkw-Werk im österreichischen Steyr „sind wir im Gespräch mit einem Investor“ - in vier bis sechs Wochen wisse man mehr, sagte Gründler.
Mit der Übernahme des US-Lastwagenbauers Navistar Mitte des Jahres will Tratron endlich auch auf dem US-Markt präsent sein, wo ein Drittel der weltweiten Gewinne der Branche erwirtschaftet werden. Über Produkte und Komponenten liefen Gespräche mit Navistar. In China ist Traton an dem Lkw-Bauer Sinotruk beteiligt. Scania will nächstes Jahr nahe Schanghai eine Lkw-Fabrik in Betrieb nehmen.
22 März 2021
dpa
Ähnliche Nachrichten
VW schließt Millionenvergleich zu britischer Diesel-Massenklage
In mehreren Ländern laufen auch knapp sieben Jahre nach dem großen Diesel-Crash noch juristische Verfahren gegen Volkswagen. In Großbritannien hat der Konzern sich jetzt mit Verbrauchern verglichen, bevor es zu einem großen Prozess kommen konnte.
BMW und VW müssen Kartellstrafe von 875 Millionen Euro zahlen
Deutsche Autobauer haben sich - wie sie am Ende auch selbst einräumten - illegal abgesprochen und deswegen eine Millionenstrafe der EU-Kommission kassiert. Allerdings war zuvor ein Großteil der ursprünglich erhobenen Vorwürfe fallen gelassen worden.
Selbe Kategorie
Worüber möchten Sie mehr erfahren?
Beliebt
Iran: Rätselhafte Vergiftungswelle beunruhigt die Bevölkerung
Bei einer landesweiten Anschlagswelle im Iran wurden Hunderte Schulmädchen vergiftet. In Regierungskreisen werden Extremisten dahinter vermutet. Eine offizielle Stellungnahme aus Teheran steht aber noch aus. Die Wut und Sorge der Eltern wächst.