Die Krankenhäuser im südlichen Gazastreifen verfügen nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) nur noch über Treibstoffvorräte für drei Tage. Die medizinische Versorgung in den Kliniken drohe somit bald zum Erliegen zu kommen, erklärte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus am Mittwoch im Onlinedienst X.
Der israelische Angriff auf Rafah im Süden des Gazastreifens hat eines der drei Krankenhäuser zur Schließung gezwungen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist sehr besorgt über die Lage, sagte Ghebreyesus. Nach seinen Angaben sind bereits 30.000 bis 40.000 Anwohner und Vertriebene aus Angst vor Angriffen aus Rafah geflohen. 1,4 Millionen Menschen seien aber noch vor Ort. Tausende lebten unter katastrophalen Bedingungen.
Die WHO beabsichtige nicht, sich aus Rafah zurückzuziehen. Sie koordiniere im Gazastreifen die Arbeit von 20 Nothilfeteams mit 179 Beschäftigten aus 30 Ländern und 800 lokalen Kräften. Sie hätten bereits fast 400.000 Konsultationen sowie mehr als 18.000 Operationen durchgeführt.
Israelischer Vernichtungskrieg in Gaza
Israel ist am Dienstag mit Panzern in die südlichste Stadt des Gazastreifens eingedrungen und besetzt seitdem den Grenzübergang zu Ägypten. In Rafah suchen derzeit mehr als eine Million Menschen Zuflucht vor den Angriffen der israelischen Armee. Trotz massiver internationaler Kritik hält die israelische Regierung an ihren Plänen für einen Bodenangriff in Rafah fest.
Tel Aviv hatte nach dem Vergeltungsschlag der Widerstandsorganisation Hamas am 7. Oktober einen Vernichtungskrieg in Gaza gestartet. Erklärtes Ziel der israelischen Angriffe ist die Zerschlagung der Hamas, doch es wurden bisher vorwiegend Zivilisten getötet.
Humanitäre Hilfslieferungen werden von Israel behindert. Mehr als eine Million Menschen wurden gezwungen, in den Süden zu flüchten. UN-Organisationen bezeichnen die humanitäre Lage vor Ort als katastrophal. Vor allem im Norden herrscht eine akute Hungersnot.
Nach palästinensischen Angaben wurden bei israelischen Angriffen auf Gaza seit dem 7. Oktober mindestens 34.844 Menschen getötet und 78.404 weitere verletzt – die meisten davon Frauen und Kinder. Die Zahl könnte weit höher sein, da noch viele Tote unter den Trümmern liegen und nicht geborgen werden können.