Angesichts der andauernden israelischen Luftangriffe auf den Libanon wächst auch die Sorge um die Welterbestätten im Libanon. Die Unesco kündigte am Donnerstag ein Treffen an, in dem über den Schutz kultureller Stätten im Libanon beraten werden soll. Die Sondersitzung des Unesco-Komitees soll demnach am 18. November in Paris stattfinden. Dabei soll beraten werden, ob libanesische Kulturgüter auf die Unesco-Liste für Stätten unter „Sonderschutz“ aufgenommen werden sollen und mehr Geld zur Verfügung gestellt werden soll.
Anlass für die Überlegungen sind unter anderem die israelischen Angriffe auf die Städte Tyros und Baalbek, in denen zum Unesco-Welterbe gehörende römische Ruinen stehen. Insgesamt gibt es sechs Welterbestätten im Libanon.
Die Unesco warnte, der Konflikt stelle „ernste Risiken irreparabler Schäden an Libanons Weltkultur- und Naturerbe dar“. Erste Analysen hätten zwar keine „sichtbaren Schäden“ gezeigt, hieß es. Sobald die Situation es erlaube, würden aber genauere Untersuchungen vor Ort stattfinden.
Mehr als hundert libanesische Abgeordnete hatten zuvor an die Vereinten Nationen appelliert, die Erbestätten in ihrem Land zu schützen. „Geschätzte Wahrzeichen“ in Baalbek, Tyros, Sidon und anderswo im Libanon „sind durch die Eskalation des Krieges in unmittelbarer Gefahr“, hieß es in einem Schreiben an die Unesco-Vorsitzende Audrey Azoulay.
Israelische Angriffe auf den Libanon
Die israelische Armee führt seit Wochen massive Luftangriffe auf den Libanon durch. Erklärtes Ziel ist die Zerschlagung der Hisbollah-Miliz, doch es werden zahlreiche Wohngebiete getroffen. Seit Ende September meldeten die Behörden im Libanon rund 3.100 Tote und mehr als 13.800 Verletzte. Demnach befinden sich 1,3 Millionen Menschen auf der Flucht vor der israelischen Aggression.
Der Konflikt hatte sich deutlich zugespitzt, nachdem hunderte mutmaßlich von Israel präparierte Pager und Walkie-Talkies im Libanon gleichzeitig explodierten. Bei den in zwei Wellen erfolgten Explosionen am 17. und 18. September wurden nach libanesischen Angaben mindestens 37 Menschen getötet, darunter auch Kinder. Rund 3000 Personen wurden demnach verletzt. Am 27. September ermordete Israel den Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah in Beirut und marschierte am 1. Oktober in den Süden Libanons ein.