Ein UN-Konvoi mit Mitarbeiter der Polio-Impfkampagne im Gazastreifen ist nach Angaben der Vereinten Nationen an einem israelischen Kontrollpunkt mit Waffengewalt festgehalten worden. Der Konvoi sei beschossen und von einem Bulldozer gerammt worden, sagte der Sprecher von UN-Generalsekretär António Guterres, Stéphane Dujarric, am Dienstag. Der Vorfall vom Montag sei das „jüngste Beispiel für die inakzeptablen Gefahren und Behinderungen, denen humanitäre Helfer im Gazastreifen“ durch israelische Streitkräfte ausgesetzt seien.
Laut Dujarric war der Konvoi mit zwölf Mitarbeitern unterwegs, um die Polio-Kampagne im nördlichen Teil des Gazastreifens zu unterstützen. Als das angekündigte Team den Checkpoint al-Raschid erreicht habe, hätten die israelischen Streitkräfte gesagt, sie wollten zwei UN-Mitarbeiter für eine Befragung mitnehmen. „Die Situation eskalierte sehr schnell: Soldaten richteten ihre Waffen direkt auf unsere Mitarbeiter im Konvoi, die UN-Fahrzeuge wurden von israelischen Kräften eingekreist und es fielen Schüsse“, sagte Dujarric.
Zwei UN-Mitarbeiter seien dann von den israelischen Streitkräften verhört und erst nach siebeneinhalb Stunden wieder freigelassen worden. Das Team sei dann unverrichteter Dinge umgekehrt.
Humanitäre Krise in Gaza
Israel startete nach dem Vergeltungsschlag der Widerstandsorganisation Hamas am 7. Oktober einen Vernichtungskrieg in Gaza. Erklärtes Ziel der israelischen Angriffe ist die Zerschlagung der Hamas, doch es wurden bisher Zehntausende Zivilisten getötet.
Israel stoppte die Versorgung des Gazastreifens mit Wasser, Lebensmitteln, Treibstoff und Strom und startete zugleich massive Luftangriffe. Anschließend drangen Bodentruppen in den dicht besiedelten Küstenstreifen ein.
Humanitäre Hilfslieferungen werden von Israel behindert. Mehr als eine Million Menschen wurden gezwungen, in den Süden zu flüchten. Mittlerweile ist die Infrastruktur in Gaza fast komplett zerstört und es gibt kaum noch unbeschädigte Gebäude. UN-Organisationen bezeichnen die humanitäre Lage vor Ort als katastrophal.
Von den 36 Krankenhäusern in Gaza sind nur noch wenige teilweise in Betrieb. Zudem leidet laut Hilfsorganisationen ein Großteil der rund zwei Millionen Menschen an Infektionskrankheiten, die aktuell nicht behandelt werden können.
Palästinensischen Angaben zufolge wurden seit dem 7. Oktober mehr als 41.000 Palästinenser getötet – die meisten davon Frauen und Minderjährige. Rund 95.000 Menschen wurden demnach verletzt. Die Dunkelziffer wird weitaus höher geschätzt, da vermutlich noch Tausende Tote unter den Trümmern liegen und nicht geborgen werden können. Zudem sollen rund 10.000 Palästinenser von israelischen Soldaten verschleppt worden sein.